Kalzium für Hühner

Lesedauer ca. 10 Minuten

Kalzium im Hühnerfutter – wieviel ist richtig?

  • Wieviel Kalzium brauchen Hühner?
  • Wofür genau brauchen Hühner überhaupt Kalzium?
  • Und gibt es auch ein „zuviel an Kalzium“?

Eierschalen bestehen aus Kalk und Deine Hennen brauchen Kalzium um den Kalk der Eierschalen zu bilden. Soweit logisch, soweit klar.

Dein Legemehl enthält Kalzium, Du hast den Begriff Muschelgrit schonmal gehört aber wie genau soll das ins Huhn? Und solltest Du noch zusätzliche Kalziumquellen anbieten?

Geflügelexpertin Sue Clarke beantwortet in diesem Beitrag auf dem Neuseeländischen Blog thisnzlife.co.nz typische Hühnerhalterfragen, die Dich bestimmt auch schon umgetrieben haben!

Ich habe den Beitrag für Dich auf Deutsch zusammengefasst.

Grit für Hühner – was ist das eigentlich?!


Vogelgrit, Muschelschrot, Muschelgrit, Magenkiesel…?
Für mich war anfangs nicht ganz klar was eigentlich was ist udn wofür meine Hühner denn nun all diese Dinge brauchen.

Vorneweg: sie brauchen beides! Aus verschiedenen Gründen.

Muschelkalk, Eierschalen und Co.

Wenn Du die Empfehlung bekommst Deinen Hühnern „Grit“ zu geben, damit die Eischalen fest bleiben, dann ist damit löslicher „Grit“ gemeint.

Löslicher „Grit“ besteht hauptsächlich aus Kalzium und löst sich im Verdauungssystem der Hühner auf.
Zerkleinerte Austern-/Muschelschalen oder Eierschalen (ja, auch zerkleinerte (z.B. mit dem Mörser) Eierschalen kannst Du verfüttern und NEIN es macht keine Eierfresser aus Deinen Hennen), Kalkstein oder Kalkgrit*, Kalkmehl* (bzw. Futterkalk) gibt es als einzelne Komponenten oder als Teil einer „Grit“ Mischung zu kaufen. *

Du bietest es Deinen Hühnern zur freien Aufnahme neben dem Futter an.

Legemehl enthält ja bereits einen bestimmten Anteil an Kalzium (ca. 5%) und es sollte Deinen Hühnern selbst überlassen sein, ob sie noch mehr aufnehmen wollen oder nicht. Zuviel Kalzium schadet Deinen Hühnern, aber wieviel Kalzium es benötigt unterschiedet sich von Huhn zu Huhn. Darum: Extra Kalzium zur freien Verfügung anbieten und nicht dem Hauptfutter untermischen.

Alternative zu Kalksteinchen & Pulver

Kalk-Picksteine* bringen etwas mehr „Aktion“ in Deinen Stall – Unten picken, oben picken, draufhüpfen… wenn mal wieder Stallpflicht herrscht, sind Deine Hühner für jede Abwechslung dankbar.

Magenkiesel, Magensteinchen, „Vogelgrit“

Die zweite Form von „Grit“ ist unlöslich und arbeitet im Hühnermagen. Es sind einfach kleine Kieseln, wie Quarzsteinchen 🙂

Wenn Deine Hühner freien Auslauf auf einer großen Fläche haben, werden sie sich selbst ihre Magensteinchen zusammensuchen. Die Steine landen im Vogelmagen und zermahlen dort alles was Dein Huhn so zu sich nimmt: Gräser, Körner, Samen, Beeren, Muschelschalen usw.

Magenkiesel liefern Deinen Hühnern KEIN Kalzium.

Sie dienen nur der Verdauung, bzw. dem Aufbrechen der Nahrung in verwertbare Nährstoffe.

Übrigens: Wenn Deine Hühner nur Pellets erhalten und auch sonst absolut NICHTS anderes zu sich nehmen können, bräuchten sie theoretisch keine Magenkiesel. Unter Zugabe von Trinkwasser wird aus den Pellets ein bereits verdaulicher Brei. Lecker…

Du hast aber Gartenhühner und auch bei kleinerem Auslauf landet mal ein Korn oder Käfer im Magen – bleib auf der sicheren Seite und stelle Deinen Hühnern Magenkiesel* zur Verfügung.

Fertige Grit-Mischungen

Die meisten Produkte die Du unter dem Begriff Geflügel-Grit kaufen kannst sind tatsächlich eine Mischung aus beidem: löslichem Kalk (Kalksteinen, Kalkmehl, Muschelkalk, etc.) und Magensteinschen aus Quarzkieseln. Z.B. der Muschelgritmix von eierschachteln.de*

Wieviel Kalzium braucht ein Huhn?

Eine erwachsene Legehenne (ab ca. 18 Wochen) benötigt 4-5g Kalzium pro Tag.

Kalzium alleine reicht aber nicht aus um feste Eierschalen zu produzieren!
Wichtige Nährstoffe sind z.B. Mineralstoffe wie Phosphor, und Magnesium, Spurenelemente wie Zink und Mangan und u.a. das Vitamin D3.

So geht Dein perfekter Hühnergarten!

Egal ob Du am Anfang Deines Hühnertraums stehst oder schon Hühner hast:
Dein Hobby soll Dir Freude bereiten - nicht Frust. Ich zeige Dir, wie Du mit ein paar einfachen Grundregeln zu Deinem eigenen Stück Selbstversorgung kommst: ein kunterbunter Garten mit glücklichen Hühnern, vielen Eiern und wenig Arbeit.

Fertiges Legemehl enthält bereits alle diese Vitamine und Mineralien im richtigen Mischungsverhältnis um bei empfohlener Fütterungsweise Dein Huhn optimal zu versorgen.
Wenn es ein Alleinfuttermittel ist, heißt das: nichts weiteres zugeben!
Ansonsten steht das richtige Mischungsverhältnis auf der Packung.
z.B. 2:1 (also 2 Teile Legemehle, 1 Teil Körnerfutter)

(Fast) alle Hobbyhühnerhalter… nein, ALLE Hobbyhühnerhalter geben ihren Hühnern zusätzlich zum Futter irgendwelche Leckerli, Küchenreste, Gemüseschnipsel, usw.

Kenn ich, mach ich. 🙂

Und jedes „Extra“ bringt die richtige Mischung aus dem Gleichgewicht – sprich: der Anteil der essentiellen Vitamine und Mineralien wird „verdünnt“.

Das geht im Grunde schon mit Freilandhaltung los: alles was Deine Hühner so finden, bringt die Balance theoretisch durcheinander. Theoretisch – ausschlaggebender ist in jedem Fall was Du an Extras dazugibst und ob die darin enthaltenen Nährstoffe das Ungleichgewicht wieder wettmachen.

Kritisch ist besonders das Verhältnis Kalzium: Phosphor.
Optimal = 2:1 (2 Anteile Kalzium zu 1 Anteil Phosphor)
Wenn Du Deinen Hühnern einseitig zusätzliches Kalzium fütterst wird dieses Verhältnis gestört und es kann zu Problemen bei der Eierschalenbildung kommen. Und da fängt das Problem an: bei dünnen Eierschalen denkst Du „Hilfe, meine Hennen bekommen zu wenig Kalzium!“ und fütterst NOCH mehr Kalzium, was das Verhältnis Kalzium:Phosor noch mehr ins Ungleichgewicht bringt – wichtig sind ja beide Stoffe!

Überschüssiges Kalzium in der Nahrung wird als Kalziumphosphat ausgeschieden . Das Ergebnis: Phosphormangel.
Anzeichen für zu viel Kalzium oder ein unausgeglichenes Verhältnis von Kalzium zu Phosphor sind:

  • Eier mit kleinen Kalkknubbelchen dran
  • Eier mit rauen „Enden“ aufgrund überschüssiger Kalziumablagerungen
  • weichschalige oder schalenlose Eier („Windeier“)
  • schlechtere Futteraufnahme
  • weniger Eier

Sue Clarkes Ratschlag:

Mische Deinen Hühnern kein zusätzliches Kalzium direkt ins Futter – besonders, wenn Du bereits ein fertiges Legemehl fütterst.

Legemehl enthält ca. 5% Kalzium. Wenn Deine Henne 120 g Futter pro Tag frisst, bekommt sie rein über das Legemehl 6g Kalzium pro Tag
Während ihrer Eiablage benötigt sie möglicherweise bis zu 5 g Kalzium oder mehr pro Tag – die Menge ist also mit dem Legemehl abgedeckt!

Wenn Du Deine Legehennen regelmässig mit Extras wie Gemüseschnipseln, Küchenabfällen o.ä. „beifütterst“, dann stell ihnen eine Schale Muschelkalk, Kalksteinchen oder einen Kalkstein zum Picken zur freien Aufnahmen zur Verfügung. So können sie sich selbst helfen, wenn sie es am dringendsten benötigen – normalerweise am späten Nachmittag, wenn sie die Schale für das Ei des nächsten Tages bilden.

Achtung: Keinen Dolomitkalkstein verfüttern! Dolomit enthält 10% Magnesium, das mit Kalzium um Absorptionsstellen konkurriert und zu einem Kalziummangel führt!

Komische Eierschalen und was dahinter steckt

Wenn die Eierschalen bei Deinen Hühnern seltsam aussehen, z.B. wellig sind, krümelig, rissig oder dünn, muss das nicht unbedingt an Kalziummangel liegen.
Oft liegt ein Mangel an Vitamin D3 vor und einfach nur zusätzliches Kalzium zu füttern hilft Dir da nicht weiter.
(Schon oft gehört: „Ich gebe doch schon genug Kalzium, Warum sind die Eischalen trotzdem so komisch?!“?

Aus dem huehner-info.de Forum habe ich den Tipp gefunden bei vermutetem Kalziummangel das Kalzium in Form von Calcium + D3 Tabletten zu füttern, bzw. als Brausetabletten im Trinkwasser zu geben.

Und manchmal liegt es an komplett anderer Stelle:
Ganz junge oder sehr alte Hennen legen oft „komische“ Eier.
Aktuell sehe ich das bei meinen beiden Neuzugängen. Die jeweils ersten Eier waren unnormal groß und/oder langgezogen. Nach ein paar Tgaen hat sich alles eingependelt.

Und meine derzeit dienstälteste Legehenne von 7 Jahren legt zunehmend „krisselige“ Eier. Mit dünnerer Schale und kleinen Ablagerungen oder auch mal mit leichter „Verformung“.

Schlechte Qualität bei Eischalen – daran kann es noch liegen

  • Stress in der Hühnerschar
  • Mycotoxine (z.B. von minderwertigem oder schimmeligen Futter)
  • zu enge Haltung (zuviel Hühner auf zuwenig Platz)
  • schlechte Beleuchtung, schneller Wechsel der Beleuchtung
  • Hitze
  • Krankheit (z.B. Infektiöse Bronchitis (IB), Vogelgrippe)
  • „Egg drop syndrom“ (eine ansteckende, virale Eileiterentzündung)
  • Feuchtigkeit (im Stall)
  • zuviel Kalzium
  • zuviel Phosphor oder zu wenig Phosphor
  • Mangel an Mangan

Wann ist zuviel Kalzium besonders schlimm?

Für Küken bzw. Junghennen unter 18 Wochen ist ein Kalziumüberschuss besonders gefährlich. im Gegensatz zu Legehennen brauchen sie nur 1% Kalzium in ihrem Futter – daher solltest Du Küken niemals mit Legemehl füttern!

Das überschüssige Kalzium muss von den Nieren in Form von Harnsäure ausgeschieden werden. Es wird leicht in Kristalle umgewandelt, die dann als Nierensteine enden und zum Tod führen können. Oft erst ein paar Monate später, wenn die Hühner anfangen Eier zu legen und höhere Anforderungen an den Stoffwechsel gestellt werden. Auch die Ansteckung mit einer Nieren-belastenden Krankheit wie der Infektiösen Bronchitis (IB) kann dann, verspätet, schneller zum Tod führen.

Zu viel Kalzium kann ausserdem Phosphor binden und es nicht verfügbar machen. Phosphormangel wiederum kann weiche / gummiartige Knochen verursachen – ganz so, wie bei Rachitis, die eigentlich auf Kalziummangel zurückzuführen ist.

Wenn der Kalziumgehalt des Kükenfutters 2,5% übersteigt, können viszerale Gicht, Nephrose und Kalziumurat-Ablagerungen in den Harnleitern die Folge sein.

Legemehl als Kükenfutter durch Beigabe von anderen Futtermitteln „auszugleichen“ ist müßig und schlecht umsetzbar.

Zu wenig Kalzium für Hühner – nicht immer gleich sichtbar

Ein Mangel an Kalzium wirkt sich nicht nur negativ auf die Eischale aus. Ganz wie bei uns Menschen führt ein Kalziummangel bei Deinen Hühnern auf Dauer zu schwachen Knochen, also Osteoporose.

Gerade Turbolegerinnen, wie die legeoptimierten Hybridhühner, gehen bei mangelndem Kalziumgehalt im Futter an die körpereigenen Reserven aus den Knochen.
Sollte die Eiproduktion deiner Legehennen also unnatürlich zurückgeht (auch Turbolegerinnen legen nicht ihr Leben lang jeden Tag ein Ei!!) kann es sein, dass sie einfach pausieren um ihren Kalziumvorrat in den Knochen wieder aufzufüllen.

Wenn Du also eine junge Hochleistungslegerin hast, die normalerweise jeden Tag ein Ei legt und plötzlich unter ihrem Leistungsniveau liegt, dann überprüfe mal Deine Fütterungsroutine und schau Deinem Extra-Leckerli-Anteil kritisch auf die Schüssel 😉

Bei Rassehühnern, die nicht auf starke Eiproduktion gezüchtet wurden, fällt ein Kalziummangel zwar nicht so schnell auf.

Eine „sparsame“ Fütterung ohne Legemehl, ergänzt durch Küchenabfälle oder Gemüsereste mußt Du aber immer durch zusätzliches Kalziumangebot wie Muschelkalk oder Kalkstein ausgleichen.

Und auch wenn Dir die Eiproduktion eigentlich nicht wichtig ist – beim Futter sparst Du am falschen Ende, Kalzium hin oder her.
Ein ausgewogenes Hühnerfutter (egal ob fertig oder selber gemischt), berücksichtigt alle wichtigen Nährstoffe (von denen Kalzium ja nur einer der offensichtlicheren ist) und hält Deine Hühner gesund und fit.

„Billiges“ (=einseitiges, unausgewogenes) Futter spart Dir zwar vordergründig Geld, kostet dich aber Nerven (kranke Hühner) und letztendlich doch wieder Geld: weniger Eier, Tierarztkosten, neue Hühner.

*Das ist ein Affiliate-Link (Was das ist, kannst Du hier nachlesen: Partner, Sponsoren & weitere Blogs)

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