Keimlinge, Sprossen und Gras – Grünfutter für Hühner aus der Küche

Keimlinge, Sprossen und Gras – Grünfutter für Hühner aus der Küche

Lesedauer ca. 8 Minuten

Wie bekommt man frisches Gras im Winter?

Stallplicht, Winter und der Auslauf eine einzige Erdwüste – an frische grüne Spitzen zu kommen ist für die Hühner gerade eine Herausforderung.
Und nicht jeder Hühnerhalter ist so spendabel und stellt alle paar Tage Salatköpfe, Brokkoli oder Obsttellerchen bereit. Manchmal ist das auch einfach eine Frage der Logistik (so ein Salatkopf ist ja sofort welk und kann nicht gut „auf Vorrat“ gekauft werden) und nicht selten ist es schlicht eine Frage der Kosten.

Eine gute und günstige Alternative ist Grünkraut. Ich habe bisher immer die Keimlinge verfüttert, also Getreide 2-3 Tage ankeimen lassen und unter das Hühnerfutter gemischt, aber ab und zu möchte ich den Hühnern auch einfach das Zupfen an frischem Grün gönnen.

Keimling, Sprosse, Grünkraut – was ist der Unterschied?

Manchmal werden die Begriffe in Beiträgen und Anleitungen zum Thema austauschbar verwendet. Tatsächlich sind es verschiedene Wachstumszustände deselben Prozesses. Eine ausführliche Beschreibung gibt es hier.

Kurz zum Verständnis für diesen Artikel: Erst entsteht der Keimling, dann die Sprosse (oder der „Jungtrieb“) und wenn sich grüne Stängel entwickelt haben, spricht man von Grünkraut, bzw. Gras (im Falle der Süßgräser wie Weizen, Roggen, Gerste, Hafer…) Verfüttert werden kann das gekeimte Getreide theoretisch in jedem Stadium – ab einer gewissen Länge erhöht sich aber die evt. die Gefahr einer Kropfverstopfung. Bis 8 cm ist sicher eine unbendenkliche Länge und je nach Getreide dauert das Wachstum 6-12 Tage.

Warum sind Sprossen und grüne Triebe gesund?

Abgesehen vom Entertainmentfaktor den frische, grüne Stengel für eine Hühnerschar bieten, haben Sprossen und Grünkraut einen entscheidenden Vorteil gegenüber trockenem Getreide.
Über das Keimen, wird das Korn von seiner Schutzhülle befreit und der Organismus hat einen besseren, bzw. schnelleren Zugang zu den enthaltenen Vitaminen, Proteinen und Mineralien.

Der Keimvorgang erhöht ausserdem den Enzymgehalt der Sprosse, was sie wiederum leichter verdaulich macht als das reine Korn – man könnte sagen: pro verzehrtem Spross ist für den Körper einfach „mehr“ drin, als wenn er sich durch das ungekeimte Korn arbeiten muss. Das „Hühner-Extra“ des Grases (im Vergleich zur Sprosse) ist sein Gehalt an Chlorophyll und Beta-Carotin. Und die sorgen für nahrhafte, sattgelbe Eier.

Grünfutter selber ziehen

Wer Grünkraut nur gelegentlich (ca. 2-3 mal die Woche) anbieten will, kommt mit 3 parallel laufenden Anzuchtstationen prima zurecht. Aber natürlich spricht nichts gegen ein größer ausgelegtes System mit mehreren Wachstumsschalen um jeden Tag eine Portion Grünfutter fertig zu haben. Das Wachstum der Keimlinge benötigt eine Temperatur im Bereich von 15-20°Celsius und natürlich Licht (aber keine pralle Sonne). Damit scheiden Räume wie z.B. eine Aussen-Werkstatt oder der Keller aus. Wer aber nur einen gelegentlichen Snack produzieren will, kann das gut auf einer Fensterbank oder auf der Anrichte in der Küche tun. Wer in die „Großproduktion“ einsteigen will, könnte z.B. mehrere Anzuchtschalen z.B. in Rollcontainern wie diesem hier stapeln.

Das brauchst Du

Zum Keimen eigenen sich Plastikschalen
Diese Boxen vom Lieferservice lassen sich gut mit Zahstochern durchlöchern. Der Deckel dient als Auffangschale.
Getreide muss 8 Stunden quellen um Keimlinge und Sprossen zu ziehen.
Links gekeimter Roggen – Rechts frisch gequollener Dinkel. Beide keimen recht unregelmäßig.

 

So geht’s:

  • 1 Portion Körner ca. 8 Stunden einweichen lassen – ich mache das meistens einfach über Nacht. Eine Tabelle mit genauen Einweichzeiten, je nach Getreidesorte, findet ihr hier auf vollwert-blog.de
  • Die eingeweichten Körner in die Schale mit dem gelöchertem Boden geben. Die Körner sollten eine flache, einheitliche Schicht von ca. 0,5 cm Höhe bilden, damit sie insgesamt schön feucht bleiben aber auch alle Körner genug Platz zum Keimen haben.
  • Die Körner müssen 2-3 mal am Tag in der Schale gespült werden, also einfach unter fliessendem Wasser „gegossen“. Die Löcher im Boden leiten das überschüssige Wasser ab.

Nach ca. 3 Tagen hat man die fertigen Keimlinge, die man so bereits verfüttern könnte. Um das Grünkraut zu erhalten wird der Prozess noch ca. 5-7 Tage weitergeführt, bis das Gras die gewünschte Länge erreicht hat. Das Gras wird nicht abgeschnitten oder zerkleinert, sondern einfach der komplette Inhalt zum Zerrupfen bereitgelegt – die Hühner fressen alles auf.
Ab Tag 4 kann man auch die 2. Ration Körner einweichen, um sie in einer 2. Schale parallel keimen zu lassen. Mit 3 Schalen insgesamt hat man in regelmässigen Abständen Grünfutter-Snacks zur Verfügung um das tägliche Futter etwas aufzupeppen.

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5 Comments

  1. Hallo,
    ich verfüttere täglich (auch im Sommer) gekeimtes Getreide.
    Wir haben eigene Gerste und Hafer (also Futter zum fast Nulltarif), aber da beides für Hühner nicht gut essbar ist – habe ich gelesen – lasse ich es keimen.
    Ich lasse es 24h in Wasser einweichen und dann kommt es in ein Salatsieb wo es 2x am Tag in Wasser gewaschen und durchgerührt wird. Obwohl da viele Körnerschichten übereinander liegen klappt das wunderbar. Am Anfang sind es kleine Keimlinge, nach ein paar Tagen haben sie schon lange Sprossen. Etwa alle 3-5 Tage setze ich neues an.
    Bei mir bekommen das die Hühner morgens – und sonst nichts. (Etwa eine volle Hand Keimlinge pro 2 Hühner.) Sie haben aber einen grünen Auslauf. Ich füttere nur Abends Legekorn und Weizen. Wäre interessant zu wissen ob das schlecht ist. Ich hatte halt mal gelesen, dass sie Abends gut zu essen brauchen weil in der Nacht das Ei gebildet wird.
    Sind da Werte bekannt, wieviel ein Huhn von gekeimten Getreide (Hafer bzw. Gerste) bekommen darf? Im Artikel über die Mauser stand, dass gerade zur Mauser Keimlinge gefüttert werden sollen/können. Aber ich hoffe, sie können keine Mauser anregen? Obwohl meine Hühner noch kein Jahr alt sind (im Mai mit ca. 21 Wochen bekommen) liegen aktuell viele Federn im Stall herum. Hoffe, das liegt nicht an der Fütterung.
    Meinst du es wäre besser den Hafer/Gerste zu fermentieren? Hatte vor deinem Blog noch nie davon gehört. Sollt ich auf jeden Fall mal probieren.

    • Denise

      Hallo Maria, ich weiß nicht, ob es eine optimale Zeit zum Füttern gibt – aber abends wäre mir zu „riskant“. Je nach Jahreszeit wird es mal früher, mal später dunkel und die Hühner müssen schon noch wach genug sein um auch wirklich „aufzufressen“. Sie sollen ja die kompletten Nährstoffe im Futter aufnehmen. Wenn Du Deinen Hühnern immer Futter zur Verfügung stellen kannst, regeln sie das u.U. allein. Fressen also wann sie wollen. Das klappt aber nicht bei allen Rassen und wenn Du gekeimtes oder fermentiertes Futter anbietest, sollte das zügig gefressen werden, weil es sonst Fliegen, Mäuse, etc. anlocken kann. Und bei warmen Temperaturen auch schnell „kippt“.
      Gekeimtes Getreide ist m.E. immer ein guter Begleiter zum Futter. Wird sicher keine Mauser auslösen! Aber dreh mal die Fütterroutine um: vormittags das Legekorn (kannst Du auch fermentieren). Und wenn das verzehrt wurde, dann die „Extras“.
      Ist Dein Legekorn ein Alleinfuttermittel oder zur Ergänzung gedacht (steht auf der Packung)? So oder so muss die Balance stimmen: desto mehr „-Zusatz (Weizen, Keimlinge) Du gibst, desto mehr verwässerst Du die Nährstoffbilanz des Futters. Wenn dU gerne Zusatzfutter gibst (so wie ich), dann nimm lieber ein Legekorn/-mehl, dass als Ergänzung gedacht ist und das nur einen bestimmten Prozentsatz des Gesamtfutters ausmachen sollte.
      Hier findest Du mein persöhnliches Futterrezept – kannst Du auf Deine Hühner umwandeln.

      https://huehner-kraeuter.de/meine-huehner-moegen-kein-legemehl/

      Gutes Gelingen!

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