Kükenfutter mit oder ohne cocc.?

Lesedauer ca. 8 Minuten

Wenn Du fertiges Kükenfutter kaufst, hast Du die Wahl: mit cocc. oder ohne. Cocc. steht in dem Fall für Kokzidiostatikum (=Coccidiostatikum) – ein antibiotischer Wirkstoff, der Deine Küken gegen den Befall mit Kokzidien schützt.

Was sind Kokzidien?

Kokzidien sind hochinfektiöse, einzellige Darmparasiten, die den Magen-Darm-Trakt befallen. Von den 7 pathogenen Kokzidienarten sind besonders Eimeria tenella und Eimeria necatrix gefährlich.

Sie verursachen eine Entzündung des Blinddarms („Rote Kükenruhr“) oder Dünndarms und haben als Folge Durchfall, teils auch blutig – an dem 80% der infizierten Küken sterben.

Hinweis: Hühner die einmal damit befallen waren bleiben auch nach einer erfolgreichen Behandlung lebenslang Ausscheider des Erregers. Und der hält sich hartnäckig!
Einmal in Deinem Hühnerbestand angekommen, wirst Du ihn nicht mehr los – Stallhygiene hin oder her.

Wenn Du Küken aus Naturbrut hast, die von der Glucke aufgezogen werden, ist Kükenstarter mit cocc. sinnlos bis schädlich.

Küken die von einer Glucke ausgebrütet werden kommen direkt beim Schlupf mit der ganzen Palette an Nest-Keimen in Berührung – und das sind eine Menge. Auch Kokzidien wirst Du eigentlich in jedem Hühnerstall finden.

Wie bei allen Keimen kommt es halt immer auf die Menge an (= Keimdruck) und auf den gesundheitlichen Zustand Deiner Hühner allgemein. Robuste, gesunde Hühner stecken die normale, natürliche Keimbelastung ohne Probleme weg.

Warum Kükenfutter mit cocc.?

Das mit cocc. präparierte Kükenfutter ist für die Kunstbrut mit anschliessender separaten Aufzucht gedacht.
Denn da ist erstmal alles „frisch“: saubere Einstreu, desinfizierte Trink- und Futterbehälter… Keine Mama-Kacke, mit der die Abwehr sofort ins Trainingslager geschickt wird. 🙂

Nicht von Tierärzten gemacht

Das Mischungsverhältnis des Medikaments ist genauestens austariert – jedes Extra an Gras, Körnern, Kräutern, bringt es aus dem Gleichgewicht und macht es weniger wirksam. Schlimmstenfalls entwickeln sich resistente Keime, die Deine Küken dann doppelt treffen, wenn sie vom „geimpften“ Kükenstarter auf normales Futter umstellen.
Für Küken die mit der Glucke durch den Garten ziehen also ungeeignet.

Keine Antibiotika in Eiern oder Fleisch

Deine Glucke sollte den Kükenstarter mit cocc. nicht fressen. Bestimmte Marken von Kükenfutter mit cocc. sind bis zur 16. Woche als Futtermittel zugelassen – da sind die Küken längst richtige Junghennen und Deine Ex-Glucke schon wieder fleissig am Legen. Die Eier kannst Du dann in die Tonne tun.

Aus den FAQs der Europäischen Kommission zum Thema Antibiotika in Futtermitteln (1) heißt es: „Zur Vermeidung von Rückständen in den Eiern dürfen Legehennen nur während der Aufzuchtperiode Kokzidiostatika verabreicht werden. Masthühner und Truthühner dürfen nur bis zu einer bestimmten Frist vor der Schlachtung Kokzidiostatika erhalten. „

Impfung für Küken gegen Kokzidien

Um Deine freilaufenden Küken vor Kokzidienbefall zu schützen kannst Du sie impfen lassen. Gegen Ende der 1. Lebenswoche gibt es eine Einmalimpfung mit Impfkeimen, die Deine Hühner lebenslang schützt.

Das wichtigste zur Impfung (2):

  • Wichtig: alle Küken müssen den Impfstoff gleichmässig aufnehmen.
  • Wichtig: für die nächsten 5-6 Wochen nicht die Einstreu austauschen oder die Küken umstallen. Es ist explizit gewünscht, dass sie über die Ausscheidung der Impfkeime im Kot immer wieder mit den „richtigen“ Keimen in Kontakt kommen.
  • Wichtig: die Küken dürfen in dieser Zeit keinen Oregano (oder andere antibiotisch wirkende Substanzen) bekommen. Die Impfung wird sonst abgeschwächt.
    Darum darfst Du geimpften Küken auch KEIN Kükenfutter mit cocc. geben!!

Küken nicht impfen…?

Bei den 5 Blumenküken in „Eigenaufzucht“ habe ich mich gegen die Impfung entschieden. Als Hobbyhühnerhalter einfach mal so den Impfstoff für ein paar Küken zu bekommen ist schwer: zu kaufen gibt es den Pack für ca. 1000 Tiere zu ca. 300 Euro. Overkill! 🙂

Es gibt wenige Tierärzte die Kleinmengen direkt aus der Praxis abgeben – ich müßte also mind. nach München fahren.
Es gibt wohl Geflügelvereine, bei denen die Impfung gemacht werden kann. Wenn Du in einem bist, erkundige Dich, wie das damit aussieht. Aber da die Impfung zu einem bestimmten Zeitpunkt nach Schlupf erfolgen muss, kann man nicht, wie bei der ND Impfung, pauschale Termine für Massenimpfunen anbieten (es sei denn, alle einigen sich auf einen Schlupftermin?).

Ich impfe meine Küken also nicht gegen Kokzidien und ich gebe auch keinen Kükenstarter mit cocc. Bei mir kommt Oreganotee ins Trinkwasser und meine Küken-Kräutermischung mit Oregano kommt ins Futter.
Die Mischung ist auch für meine Glucke gut, die jetzt wieder zu Kräften kommt und gesund und fit wieder ins Legen starten soll.

Oregano wirkt auf natürliche Weise antibiotisch

…und hat sich auch in Studien wirksam gegen Kokzidieninfektionen bei Hühnern erwiesen (3).
Das hat meine Küken aus Naturbrut bisher gut ins Legealter gebracht und es ist auch noch keins der erwachsenen Hühner an Kokzidien erkrankt.

Kükenfutter mit cocc. kam für mich sowieso nicht in Frage, da ich sie einfach zu sehr „beifüttern“ will und sie bei mir auch sehr früh raus in den Garten kommen. Ausserdem bin ich von der Wirkungsweise nicht überzeugt: erst wird das Küken mit Antibiotika zuggepumpt und dann, wenn es groß ist – weg mit dem Mittelchen und „Hier, lieber Organismus, schau wie du selber damit klar kommst!“ Ob das gut geht…?

Hinweis: im hühner-info Forum habe ich gelesen, dass es bei den meisten Hobbyhaltern erst mit den Jahren zu einem Kokzidienproblem kommt.
Egal ob Du viele oder wenige Hühner hältst. So als ob der Stall & der Auslauf irgendwann einfach eine Obergrenze an Keimdruck erreicht haben. Es kann also sein, dass Du trotz guter Stallhygiene & Wechselauslauf irgendwann Kokzidienbefall hast. Spätestens dann ist eine Impfung für zukünftige Küken aus Kunstbrut sinnvoll.
Meine Hühnerhaltung läuft jetzt „erst“ 5 Jahre – ich verfüttere regelmässig Oregano und halte das Abwehrsystem der Hühner mit Kräutern, fermentiertem Getreide und Knoblauch stark.

Sollten Kokzidien irgendwann ein Problem werden, würde ich Küken in jedem Fall impfen – egal ob Naturbrut oder Kunstbrut.

Küken vor Kokzidien schützen

NICHT: Impfung + Kükenfutter mit cocc.
Weil: die Kokzidiostatika im Futter töten die Impfkeime der Impfung ab, bzw. schwächen sie

So geht Dein perfekter Hühnergarten!

Egal ob Du am Anfang Deines Hühnertraums stehst oder schon Hühner hast:
Dein Hobby soll Dir Freude bereiten - nicht Frust. Ich zeige Dir, wie Du mit ein paar einfachen Grundregeln zu Deinem eigenen Stück Selbstversorgung kommst: ein kunterbunter Garten mit glücklichen Hühnern, vielen Eiern und wenig Arbeit.

NICHT: Impfung + Oregano füttern
Weil: die antibiotische Wirkung von Oregano tötet die Impfkeime der Impfung ab, bzw. schwächt sie

NICHT: Kükenfutter mit cocc. + zusätzliches Futter (egal ob Oregano, andere Kräuter oder sonstige „Leckerlis“)
Ob Oregano übers Trinkwasser schadet kann ich nicht sagen, ich bezweifle es aber.
Weil: die Konzentration des beigesetzten Kokzidiostatikum wird „verdünnt“ und verliert somit die Wirksamkeit = vorhandene Keime können Resistenzen entwickeln (4).

Quellen

(1) https://ec.europa.eu/commission/presscorner/detail/de/MEMO_02_66

(2) https://www.rassegefluegel-rheinland-pfalz.de/tipps-und-infos-f%C3%BCr-z%C3%BCchter/krankheiten/kokzidiose/

(3) https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/12866780

(4) https://www.msd-tiergesundheit.de/fokusthemen/kokzidiose-beim-huhn/massnahmen/problem-resistenzbildung/

4 Comments

  1. Susanne

    Danke für deine Antwort, ich bin gerade am Überlegen, wie ich das in etwa umsetzen könnte.
    Das Grünfutter bündeln und aufhängen zum Abzupfen, mit dem Ausstreuen des Körnerfutters bin ich nicht einig, weil wir ne Ratte haben , die sich vermutlich über ausgestreutes Futter sehr freut. Als Futterrinne müssten auch die Futterbehälter mit Standfüßen gehen, dann wäre das Durchlatschen unterbunden., und einen mit Legemehl aufhängen………nur, unsere Teenies können fliegen – ich wette, die kommen auch da hoch.

    Leider sind sie schon gewöhnt, abwechselnd bei den Großen mitzufressen. Ich werde dann mal umbauen….und kann dich sicher um Rat fragen, wenn neue Problemchen auftauchen.

    Alles Gute
    Susanne

    • Denise

      Wenn sie mit dem Futter in der Futterrinne bedient sind, gehen sie evt. nicht mehr an die höhere Etage? Und wenn sie ein bisschen Legemehl fressen, bringt sie das ja nicht um. Es sollte nur nicht ihr Hauptfutter sein. Ich bin gespannt, wie Du das Problem löst – über einen kurzen Kommentar zum Ergebnis freu ich mich 🙂

  2. Susanne

    Hi Denise,

    wir hatten 2019 Naturbrut und Kükenstarter mit Oregano (Eierschachteln.de). Unsere ersten Hühner 2018 waren ebenfalls nicht geimpft. Nun haben wir Naturbrut 2020 und füttern ebenfalls obigen Kükenstarter mit viel frischen Zutaten, die Kleinen fressen schon bei den Großen mit. Keine Kokk.
    Es geht auch ohne, wie man sieht.
    Eine Frage: ich füttere immer mein Gemüse im Behälter, andere sagen, man solle es auf der Erde ausstreuen, da es die Hühner sowieso im Dreck rumziehen. Was ist nun aus Hühnersicht richtig?

    Um nochmals aufs Futter zurückzukommen: Küken und die alten fressen aus einem Topf, bis jetzt habre ich noch nicht Bierhefe und Kalk untergemischt – das brauchen ja die Legehennen -sollte ich das dann separat anbieten, zur freien Verfügung? Wer zusätzlich braucht, bedient sich?

    LG Susanne

    • Denise

      Hallo Susanne, ich füttere immer in der Futterrinne – es stimmt schon, die Hühner verziehen das Futter gern, aber nicht alles und wenn alles am Boden liegt, wird draufgekackt und mit verkackten Füßen durchgelatscht und, und, und. Da schimmelt und keimt alles viel schneller, vor allem wenn größere Futtermengen auf einem Haufen liegen.
      Körnermischung verstreue ich großzügig im Freilaufgehege – damit die Hühner scharren können. Da liegt nichts als Haufen rum und kann vor sich hin gammeln…

      Bierhefe ist für Deine Küken auch gut, zuviel Kalzium ist allerdings schädlich… wenn Du sie beim Füttern nicht trennen kannst oder willst, wäre eine Option das Legemehl/den zusätzlichen Kalk in höher angebrachte Futterbehälter zu geben, an den die Küken nicht heranreichen.

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