Neue Hühner eingewöhnen – so geht’s ohne Stress

Neue Hühner eingewöhnen – so geht’s ohne Stress

Hühner eingewöhnen ist immer ein bisschen ein Abenteuer – Tiere können brutal, eigensinnig und gierig sein. Die Hackordnung einer Hühnerschar zu durchschauen und die Charaktere Deiner Hühner zu kennen, hilft Dir, neue Hühner stressfrei einzugewöhnen.

Optimale Voraussetzungen

  • mehrere neue Hühner eingewöhnen geht leichter als ein einzelnes Huhn in eine Gruppe zu integrieren
  • gleich große/starke Hühner einzugewöhnen geht leichter als sehr junge, oder kleine Hühner in eine Gruppe großer, ausgewachsener Hühner zu integrieren

Wichtig: wenn Du unsicher bist, wie die neuen Hühner gehalten wurden, lass sie mind. 1 Woche in Quarantäne, bevor Du anfängst die Hühner einzugewöhnen!

  • Untersuche sie vorher gründlich auf Ektoparasiten wie Federlinge, oder gar Vogelmilben!
  • Schau dir die Kloake an (ist sie verschmutzt/verklebt? = hat das Huhn evt. Durchfall oder Darmparasiten wie Würmer?)
  • Untersuche die Häufchen die sie machen (normale Konsistenz? Schmierig? Wässrig? Mit Würmern?!)
  • Schau Dir ihr Gefieder, den Kamm und auch die Füße an.

Meine Bielefelder Kennhenne kam mit Kalkbeinen zu mir und sie mußte erstmal gründlich mit Balistol behandelt werden, ehe ich sie zu den anderen gelassen habe.

Wenn Du Deine Hühner vom Züchter oder Geflügelhändler hast, kannst Du normalerweise sicher sein, dass die Tiere gesund sind. Private Verkäufe über z.B. Ebay Kleinanzeigen sind aber immer ein bisschen Glückssache. Schau Dir beim Abholen auch den Stall und die anderen Tiere an, dann bekommst Du einen guten Eindruck wie die Tiere gehalten werden und gesundheitlich dastehen.

Alle Hühner gesund? Dann kommt das eigentliche Thema der ganzen Eingewöhnung: die neuen Hühner an ihren Stall gewöhnen und das Ausloten der Hackordnung.

Hackordnung – was ist das?

Hühner leben nicht demokratisch 🙂
Damit eine Hühnerschar ruhig und stressfrei zusammenleben kann brauchen Hühner eine klare Struktur wer an welcher Stelle der Hackordnung steht. Die Hackordnung ist also eine Hierarchie, die durch hacken (= gegenseitiges Picken, Zwicken, Hacken) hergestellt wird. Das Recht des Stärkeren… bzw. des Hartnäckigeren.

Wenn Du einen Hahn hast, ist klar wer ganz oben steht: er.
Aber unter dem Hahn sind nicht alle Hennen gleich! Jede Henne hat ihren Platz im Gefüge – wenn neue Tiere zur bestehenden Gruppe dazukommen muss neu ausgelotet werden wo die denn nun hingehören!
Und zu Anfang ist das logischerweise erstmal „ans Ende“.

Je nachdem wie Deine Hühner so charakterlich drauf sind, kann das mit ein paarmal zwicken erledigt sein. Unsichere Tiere (so meine Erfahrung) sind oft die brutalsten. Und das sind nicht unbedingt die Tiere am Ende der Hackordnung! Im Gegenteil: wer glaubst Du, macht derzeit bei mir den größten Terz um meine beide Neuzugänge?
Mein zartes Finchen? Die scheue Bielefelder Kennhenne, am Ende der Hackordnung?

Mitnichten! Es ist die „neue“ Chefin. Meine Grünlegerhenne (Fr. Kugler) ist nach dem Tod meiner größten Orpington-Henne zur Oberhenne avanciert (unser Hahn hat ein Faible für dunkles Gefieder…). Sie ist sich der Position aber nicht wirklich ganz sicher – und sie hat Schiss, dass sie wieder auf Nr. 2 verwiesen wird. Als sie selbst Neuzugang war, hatte sie es ziemlich lange, ziemlich schwer. Das gibt sie jetzt mit voller Inbrunst weiter.

Noch eine Beobachtung dazu: unser Finchen wird ihrerseits am stärksten von der vorletzten Henne in der Hackordnung drangsaliert – sie hat Angst, dass sie ans Ende kommt. Der vorletzte Platz wird vehement verteidigt!

Wenn Du also ein paar Kandidaten dabei hast, die etwas zu verlieren haben, dann mußt Du auf alle Fälle auf der Hut sein. Willst Du neue Hühner in eine bestehende Truppe eingewöhnen, kann so einfach sein wie „rein mit Euch, das sind die Neuen“. Schlimmstenfalls hacken die alten die neuen zu Tode.
Zwei Extreme und Dein Weg liegt irgendwo dazwischen.

Welche Methoden um neue Hühner einzugewöhnen gibt es?

  1. Hühner eingewöhnenX-Treme: einfach nachts heimlich in den Stall geben
    Habe ich selber schon gemacht und kann gut funktionieren.
    Wenn Du keine Aggro-Hühner unter deiner Truppe hast und das neue Huhn schon Kampfgewicht mitbringt (also ein voll ausgewachsenes Huhn ist!) kann das gut funktionieren.
    In der Nacht gibts erstmal keine Rangeleien und die „Neue“ ist halt einfach beim Aufwachen mit dabei. Achte darauf, den Stall am nächsten Morgen sehr zeitig zu öffnen: wenn es unerwarteter Weise doch zu Aggression kommt, muss das neue Huhn die Chance haben auszuweichen!

    Das ist gut daran: für Dich ist diese Methode mit keinerlei Arbeit verbunden. Das neue Huhn weiß gleich welches der „richtige“ Stall ist und damit sein neues Zuhause.
    Das kann schiefgehen: wenn Du dich in Deiner Alt-Truppe täuscht, hast Du vielleicht ein schwer verletztes oder totes Huhn am Morgen.
  2. Hühner langsam, „nebeneinander“ über mehrere Wochen eingewöhnen
    Viele Hühnerhalter lassen neue Hühner über mehrere Wochen in einem separaten Gehege und/oder einem abgetrennten Bereich im Stall in Sichtweite der bestehenden Hühner. Dadurch können sich alle gaaaanz langsam aneinander gewöhnen und wenn der Zaun dann weg ist, ist es erstmal kein Schock, sondern etwas Alt-bekanntes.

    Das ist gut daran: Du kannst gut beobachten wie Deine Hühner auf das neue Huhn reagieren und Du bist vorgewarnt welche Alt-Hühner evt. Probleme machen könnten.
    Das ist schlecht(er) daran: Du brauchst Platz und extra Material wie Draht/Zaun, Futterrinne, Tränke um das neue Huhn separat zu halten. Die neue Henne integriert sich am Ende evt. schwerer, weil sie sich an ihr neues Zuhause schon gewöhnt hat. Und: das Ständige „ich seh Dich/Euch, aber ich darf mich nicht um Dich kümmern/mich nicht mit Dir befassen“ ist für alle beteiligten Tiere unbefriedigend.
    Für die Hühner ist es einfach wichtig zu wissen wer wo steht. Darum sind Hühnertruppen mit Hahn ja meistens ruhiger. Diese ganz klare Hierarchie vermeidet Stress. Wenn den alten Hühnern ständig ein neues Huhn vor dem Schnabel rumscharwenzelt, dass sie nicht einordnen „dürfen“, macht sie das auch nervös.

(Meine „unsichere“ Grünlegerin schimpft schon seit gestern nachmittag – die Tatssache, dass da jemand ist, den sie nicht zuordnen kann, macht sie echt fertig! Was ich mir anhören musste – Entrüstung!!)

Und letztlich: Bei beiden Methoden wird im Laufe der nächste Tage & Wochen die Hackordnung irgendwann festgelegt werden müssen. Den „Tag X“ wird es immer geben. Ein bisschen zwicken, picken und triezen wirst Du nicht vermeiden können! Ohne geht es einfach nicht.

In 5 Schritten neue Hühner stressfrei eingewöhnen

Mir ist es wichtig die Hühnerhaltung so praktisch wie möglich zu machen. Weniger Stress für Halter und Hühner. Wenn Du die positiven Aspekte der beiden Methoden kombinieren kannst sind alle am Schnellsten zufrieden und entspannt.

Wann & Wo: gute Planung ist der Schlüssel zur stressfreien Eingewöhnung neuer Hühner. Hol Deine neuen Hühner vormittags ab und bereite nach dem 5-Schritte Plan alles vor.

1 – Tag 1, ab mittag

Jetzt heißt es alle Mann raus aus dem Stall und Tür zu.
Warum erst jetzt?
In der Regel haben Deine Hühner bis mittag ihr Ei gelegt – wenn sie morgens schon nicht mehr in den Stall dürfen und legen wollen sind sie gestresst.
Deine Hennen legen aber erst nachmittags?
Du kannst versuchen, das Legenest ausserhalb des Stalls in einer dunklen, geschützten Ecke aufzustellen. Hier punktet wieder mein Legenest-Favorit: das XXL Katzenklo mit Deckel. Die perfekte Legehöhle zum Transportieren. Wenn Deine Hennen ein plötzlich umgestelltes Legenest annehmen, dann am ehesten so. Wenn Du das Legenest regelmässig mit Kräutern bestückst, kannst Du die Wahrscheinlichkeit, dass das umgestellte Nest angenommen wird noch erhöhen.

Lock die alten Hühner mit etwas Leckerem weg vom Stall. Ein voller Magen streitet nicht so gern wie ein hungriger, oder? Auch bei Hühnern. (besonders bei Hühnern?!)
Wenn dieser unerwartete Leckerbissen vertilgt ist, werden sie von selber langsam gen Stall mäandern und schaun was denn da los ist. Bzw. hören – denn sehen können sie die neuen Hühner erstmal nicht.

2 – rein mit den neuen Hühnern

Die neuen Hühner bekommen jetzt gleich gezeigt wo ihr neues Zuhause ist. Sie haben Zeit, Platz udn Ruhe alles zu erkunden und keiner stresst oder bedrängt sie.
Wichtig: Futter und Wasser sollten im Stall zur Verfügung stehen und wenn es Sommer ist, darf der Stall nicht zu heiß werden.
Die neuen Hühner werden jetzt in der Regel alles inspizieren – rauf auf die Sitzstangen, hier gescharrt, dort gescharrt…
Diese Zeit im Stall ist wichtig, damit die neuen Hühner den Stall als einen sicheren Rückzugsort begreifen – schliesslich sollen sie abends auch wieder dort hinein wollen.

So geht Dein perfekter Hühnergarten!

Egal ob Du am Anfang Deines Hühnertraums stehst oder schon Hühner hast:
Dein Hobby soll Dir Freude bereiten - nicht Frust. Ich zeige Dir, wie Du mit ein paar einfachen Grundregeln zu Deinem eigenen Stück Selbstversorgung kommst: ein kunterbunter Garten mit glücklichen Hühnern, vielen Eiern und wenig Arbeit.

Alte Truppe und neue Hühner können einander jetzt auch hören und wissen: da ist wer.

3 – Raus an die frische Luft

Gegen späten Nachmittag (ca. 1-2 stunden vor Stallzeit) kannst Du jetzt die Neulinge ins Gehege lassen. Deine Hühner warten vermutlich schon neugierigst darauf zu sehen wer oder was da kommt – bleib in der Nähe um im Notfall eingreifen zu können.
Hühner sind ja von Natur aus einfach neugierig. Selbst die scheusten Tiere lugen meistens schon interessiert nach draußen.
Einfacher Tip: ich geh beim Beobachten in die Hocke. Das beunruhigt sie weit weniger, als wenn ich groß und überragend in ihrer Nähe stehe.

Was jetzt kommt ist ein wichtiger Prozess für die neuen Hühner:

Sie verlassen den Stall, ihren neuen sicheren Rückzugsort, und erleben dabei, dass es jetzt ihr Zuhause ist. Es ist jetzt auch „ihr“ Stall geworden.
Sei nicht enttäuscht, wenn die Hühner nicht sofort anfangen zu erforschen. Manchmal genügt es ihnen auch schon in Eingangsnähe „rumzulungern“. 🙂
Oder sie gehen kurz raus, hopsen wieder rein, usw. Sie tasten sich halt langsam vor.
Wenn Du an diesem Punkt merkst, dass die anderen Hühner aufdringlich werden und die neuen Hühner am Rausgehen hindern, kannst Du sie etwas abseits stecken. Trenn den Bereich um den Stallausgang irgendwie ab, mit Draht oder Steckzaun und lass die Neuen das direkte Umfeld erkunden ohne drangsaliert zu werden. Aber wirklich nur, wenn Du merkst – sie würden gerne raus, aber die anderen lassen sie das partout nicht machen.

Sonst einfach mal beobachten und sich „mischen“ lassen. Je nachdem wieviel Platz Deinen Hühnern im Auslauf zur Verfügung steht werden die Neuen jetzt entweder gleich in eine weit entfernte Ecke flitzen, oder sie müssen sich eben (bei wenig Platzangebot) mit den Alten auseinandersetzen – und umgekehrt.

Tipp: wenn Dein Auslauf sehr groß ist und reichlich Verstecke bietet, steck einen etwas kleineren Bereich für alle ab – sonst musst du im Zweifelsfall abends die neuen Hühner aus den Büschen klauben…

Jetzt kanns ruppig zugehen

Die neuen Hühner werden den ein oder anderen Picker abbekommen, oder werden ein bisschen rumgescheucht.
Wenn es zu wild wird, kannst Du alle mit ein paar Körnern ablenken.
Achte darauf das extra-Futter schön breit zu streuen, damit jeder was abbekommt! (und damit die alten Hühner nicht futterneidig werden)
Das gemeinsame Umherscharren verbindet die Tiere auch: der Hahn verfällt in seinen Lock-Automatismus, die Hennen kommen angewackelt… Gleiches Verhalten = „Hey, Du bist ja wie ich!“

Überhaupt: Wenn Du einen Hahn hast, wird er schon dafür sorgen, dass es nicht zu bösartig zugeht. Das konnte ich besonders schön bei meinem Finchen sehen, der Bielefelder Kennhenne, die ich letztes Frühjahr neu dazubekam. Er hat sich immer mal wieder exklusiv um sie gekümmert, ihr gezeigt wo’s was zu fressen gibt, sie so seitlich abgeschirmt, wenn sie von den anderen Weibern zu sehr bedrängt wurde, usw. Er hat seine Damen das aber auch immer wieder unter sich ausmachen lassen.

5 – Alle in den Stall

Wenn’s gut läuft, gehen Deine neuen Hühner am Abend mit den alten Hühnern in den Stall. Sei also bei Dämmerung mit dabei, damit Du die Neulinge evt. etwas Richtung Stall „führen“ (nicht scheuchen!) kannst. Spätestens am 3. Tag haben sie in jedem Fall begriffen, wo sie abends hinsollen. Wenn sie den Stall aber mittags schon intensiv kennenlernen durften ist das normalerweise gar kein Thema.

Alles gut?

Fast: „Nachsorge“ an Tag 2

Früh raus! Wenn Du zum Stall gehst, hörst Du ja eh schon ob’s drin laut ist oder nicht. Ich hab Fr. Kugler, meine Grünlegerin, heute schon lautstark meckern gehört.
Die neuen Hennen saßen etwas verschüchtert am einen Ende der Sitzstange, die alten Hühner am anderen und Fr. Kugler mittendrin und mosert, mosert, mosert in einer Lautstärke…!

Am 2. Tag schaust Du alle Stunde mal raus um zu sehen wie’s geht – oder ob eins der neuen Hühner stiften gegangen ist.
Meine neuen Hennen sind noch jung und schlank, da muss ich kurz umdenken, weil die ja jetzt durch Lücken passen, die für meine dicken Brummer viel zu eng wären. Mit geschärftem Blick eine Runde durch den Auslauf drehen und evt. Schlupflöcher schliessen.

Du siehst also: Hühner sind nicht sooo anders als wir Menschen in vielen Dingen. Haste eh schon gemerkt, oder?
Und im Grunde funktionieren dieselben Regeln wie für uns: vorsichtiges Annähern, ganz viel Zuneigung für die „Alten“ und eine gemeinsame Beschäftigung: Futter scharren.

Wie kannst Du Deine Hühner sonst noch beim Eingewöhnen unterstützen?

Ich gebe meinen neuen (& auch den alten) Hühnern Aconitum mit ins Trinkwasser. Besonders die neue Marans-Henne ist ein bisschen panisch und vielleicht hilft es ja auch Fr. Kugler über ihre Angst vor Hackordnungsverschiebung hinweg.

10 Globli in 1/2 Liter Wasser auflösen und über den Tag verteilt dem Trinkwasser beigegeben.

Meine Hühner bekommen z.Z. die Sommerkräuter als Kur und den neuen Hennen gebe ich das in jedem Fall zum Futter dazu – so kann ich sicher sein, dass ihr Verdauunssystem durch die Umstellung nicht leidet und sie fit bleiben.

Futter für alle

Die Wahl der Futterstelle trägt auch ihren Teil zu einem friedlichen Miteinander bei. Ich benutze lange, schmalere Futterrinnen. Damit kann ich sicherstellen, dass alle Hühner ans Futter kommen: Fr. Kugler kann schliesslich nicht überall zur gleichen Zeit sein. Auch wenn sie’s versucht 😉

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