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Licht im Hühner-Stall…braucht’s künstliche Beleuchtung?
Ein Thema bei dem ich mir selber noch nicht ganz im Klaren bin, ist das Thema „künstliche Beleuchtung“ im Hühnerstall.
Schaust Du Dich in Foren und Blogs um, steht es ca. 50:50. Die Argumente für oder gegen künstliches Licht im Stall sind in etwa so:
Künstliches Licht im Stall ist wichtig, weil:
Hühner fressen und trinken nicht bei Dunkelheit. Im Winter gehen die Hühner teilweise kurz nach 15 Uhr in den Stall (und auf die Stange zum Schlafen), weil trübes Wetter und der frühe Sonnenuntergang schlicht nicht genug Licht bieten. Die Sonne geht an den kürzesten Tagen erst gegen 7:30 Uhr morgens langsam auf, das macht für die Hühner 16 Stunden Dunkelheit, ohne Nahrungs- oder Flüssigkeitsaufnahme. Hört sich schon ganz schön hart an.
Das Haushuhn stammt wohl vom Burma-Bankivahuhn ab, welches in den tropischen und subtropischen Gebieten Südostasiens verbreitet ist. Hühner sind also genetisch gesehen diesen langen Lichtmangel nicht gewohnt und schon gar nicht, wenn sie sich mit ihren Reserven zusätzlich noch gegen Kälte schützen müssen.
Besonders hart trifft es die auf Leistung gezüchteten Legehybriden, die – auch im Winter – viele Eier legen. Nährstoffverfügbarkeit hin oder her. Wie bei der falschen, weil unzureichenden Fütterung wird hier an den eigenen Bedürfnissen gespart und auf Reserven zurückgegriffen. Das Huhn wird also geschwächt und hat weniger Energie um sich selbst gesund zu halten. Eine durch „Nahrungsentzug“ entstehende Legepause kann man also als Ausdruck von akutem Mangel sehen.
Künstliches Licht im Stall ist unnötig, weil:
Hühner sollen im Winter eine wohlverdiente Legepause einlegen. Ihr Organismus soll sich den natürlichen Lichtverhältnissen entsprechend verhalten und nicht unnatürlich zu Leistung angeregt werden. Genauso wie sich die Hühner über die Zeit an unsere Temperaturen gewöhnt haben, haben sie sich auch an die Lichtverhältnisse und den Wechsel von langen Tagen im Sommer zu kurzen Tagen im Winter gewöhnt. Laut Wikipedia stammen die ersten Funde zur Hühnerhaltung in Mitteleuropa aus der frühen Eisenzeit. Also schon ein Weilchen her. 🙂
Aus den Erfahrungsberichten von Hobbyhühnerhaltern schliesse ich, dass Hühner im Winter gut ohne Licht auskommen können – bei entsprechender Fütterung (mehr Fett und Eiweiß) und evt. angepassten Fütterungszeiten. Z.B.: spät am Nachmittag noch energiereich zu füttern (Nüsse, Rosinen, Öle plus Körnerfutter), damit über Nacht kein Mangel entsteht.
Fazit
Im hühner-info Forum habe ich den Satz gelesen „In der Natur ist eine Legepause sicher vorgesehen. In der Natur gibt es aber auch keine Legehybriden.“
Das trifft es meiner Meinung nach genau richtig. Rassehühner können ihren Stoffwechsel vermutlich ganz gut umstellen. Die winterlichte Legepause gehört zur Erholung, ihre Legeleistung liegt aber auch unter der eines Legehybriden. Sie sind an unser Klima und unsere Lichtverhältnisse gewohnt und eine verminderte bis eingestellte Eiproduktion im Winter ist natürlich. Legehybriden sind ja eine relativ neue Sache (also 50-100 Jahre) und ganz klar den Bedürfnissen (und Möglichkeiten) der industriellen Tierhaltung angepasst. Da läuft das Lichtprogramm, da wurde früher (nicht mehr erlaubt) zwangsgemausert, da läuft es nach Schema F und nach kurzer Zeit wird ja sowieso „ausgemustert“. Das sind Züchtungen, für die der natürliche Rhytmus von Temperatur und Licht also vollkommen irrelevant ist, bzw. die bestimmte Haltungsbedingungen benötigen. Vor allem wenn man sie länger als eine Legeperiode behalten will (was bei Hobbyhaltern ja in der Regel der Fall ist, oder?)
Bei mir gibt es kein Licht im Stall
Meine Orpingtons sind mit 150-180 Eiern im Jahr eher keine Legehühner sondern Zweinutzungshühner (d.h. sie geben auch einen guten Braten ab). Ein Huhn legt zur Zeit trotzdem alle 2 Tage ein Ei, sie ist einfach produktiver als die anderen. Und das schon seit 3 Jahren.
Ich füttere meine Hühner Winter wie Sommer zur gleichen Zeit – das „Hauptfutter“ wird wie immer gefressen und ich gebe ihnen auch Winter/Sommer am späten Nachmittag ihre Körnerration. Im Winter ist das also kurz vor dem Schlafengehen und ihr Kropf über Nacht also gefüllt. Was fehlt ist das frühabendliche „Herumnaschen“ im Garten. Das gleiche ich aber mit etwas extra Körnerfutter aus. Ich beobachte Meine Hühner, nehme sie immer wieder einmal in den Arm um sie zu inspizieren und sie sehen fit aus und verhalten sich auch so.
Gib Deinen Hühner was sie brauchen!
Ob Du also Licht für Deinen Stall benötigst oder nicht machst Du nur von Deinen Hühnern abhängig.
Gib ihnen was sie brauchen um gesund zu sein! Wenn Du Legehybriden hältst (z.B. auch Hühner von „Rettet das Huhn“) dann solltest Du über ein Lichtprogramm nachdenken. Ein weiterer Satz aus dem Forum der es gut formuliert: „Wenn ganzjähriges Eierlegen nur durch Lichtprogramm und Futter erreichbar wäre, bräuchte es ja gar keine Hybridzucht.“
Licht = Leistungsdruck?
Für Rassehühner vielleicht, für Legehybriden ist eine sinnvolle Maßnahme um Deine Hühner lange gesund zu halten. Und sie danken es Dir dann mit vielen Eiern.
Was im Winter sonst noch wichtig ist, kannst Du in meiner Winter-Checkliste nachlesen