Schnelleinstieg für Eilige
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Ich kann mir meine Hühnerschar ohne Hahn nicht mehr vorstellen. Trotzdem gibt es ein paar gute Gründe warum Du auf einen Hahn verzichten kannst oder sogar mußt.
Wenn Du Dich dazu entscheidest einen Hahn mit in Deine Hühnertruppe aufzunehmen, ermöglichst Du den Tieren, in ihrem natürlichen sozialen Gefüge zu leben. In jedem Fall solltest Du aber einen Plan B haben, wenn es mit dem Hahn nicht so klappt wie Du dir das gedacht hast.
Die wenigsten Hühnerhalter werden Dir einen einzelnen Hahn abnehmen – es sei denn, Du hast eine besonders schöne Rasse oder er kann mit anderen Qualitäten wie „kräht fast gar nicht!“ punkten.
Damit Dir die Entscheidung leichter fällt, findest Du hier ein paar Antworten und Tipps zur Hühnerhaltung mit (oder ohne) Hahn.
Legen Hühner Eier ohne einen Hahn?
Glaub mir, Du bist nicht der/die Erste mit dieser Frage (WENN Du sie Dir stellst).
Hühner legen Eier, unabhängig davon ob ein Hahn mit in der Hühnerherde lebt oder nicht. Sie legen gleich viele Eier und auch qualitativ gleich gute Eier, mit oder ohne Hahn.
Wie bei Frauen ist die Anzahl der Eier von Geburt an festgelegt. Mehr als bei einer Henne angelegt ist, kann nicht gelegt werden. Ihr gesamtes „Kontingent“ wird eine Henne wohl nie wirklich aufbrauchen – besonders alt dürfen die wenigsten Hennen werden und selbst Hühner-Omas von 8 Jahren legen ab und an immer noch ein Ei. Wieviele Eier eine Henne über die Jahre legt variiert von Rasse zu Rasse, hat aber nichts damit zu tun ob ein Hahn mitläuft oder nicht. Die Legeleistung ist im 1. und 2. Jahr am höchsten, ab dann nimmt sie kontinuierlich ab.
Von einem Hahn befruchtete Eier kannst Du bedenkenlos essen – auch Eier aus dem Supermarkt sind übrigens mitunter befruchtet, wie ein Experiment, das dieses Jahr öfter im Netz & im TV die Runde machte zeigt.
Hühner ohne Hahn brüten lassen – geht das?
Nein. Eierlegen geht ohne Hahn – befruchten kann das Ei aber nur ein Hahn. Und in unbefruchteten Eiern kann nie ein Küken wachsen. Logisch.
Das weiß aber die Henne nicht und auch Hybridhühner, denen der Bruttrieb quasi weggezüchtet wurde, werden manchmal unerwartet zu Glucken.
Laß Hennen ohne Hahn nicht „brüten“
Wenn eine Henne brüten will, ist sie von Natur aus fest entschlossen das Ganze „zu Ende“ zu bringen – wenn es aber kein Ende (= schlüpfende Küken) gibt, sitzt sie sich im schlimmsten Fall tot. Das Brüten kostet Kraft und zehrt sehr an den Tieren. Sie das Ganze umsonst machen zu lassen, in der Hoffnung dass sie es irgendwann sein läßt, heißt sich vor der Verantwortung zu drücken, dass die Henne nicht ihrer Natur entsprechend lebt (also mit auslebbarer Reproduktion). Entglucken oder gleich befruchtete Eier unterlegen. Alles andere ist Quälerei!
Geht ein Hahn auf Menschen (vor allem Kinder) los?
Geht ein Hund auf Menschen los? Manche ja, manche nein. Unser Orpington-Hahn, groß wie ein junger Golden Retriever nahm Reißaus, wenn mein damals 2 jähriger Sohn auf ihn zugestöpselt kam. Ein zierlicherer Italiener Hahn kann einen Mann das Fürchten lehren. Wenn Du einen ausgewachsenen Hahn mit in die Truppe bringst, hast Du immer das Risiko, dass er aggressiv ist (und Du es nicht gemerkt hast bzw. es Dir der Vorbesitzer verschwiegen hast). Wenn Du ihn von klein auf groß ziehst gibt es ein paar Tipps wie Du schon von Anfang an dafür sorgst, dass Dein Hahn dich als Autorität akzeptiert und nicht attakiert:
Nicht verhätscheln
Schwierig, schwierig, ich weiß. 😉 Die Verlockung, ein männliches Küken, dass man behalten will, zu streicheln und als „best buddy“ aufzuziehen ist groß. Gerade, wenn Kinder mit beim Küken-Großzieh’n helfen. Aber: wenn das Hähnchen Dich zu sehr als Teil der eigenen Herde akzeptiert, ist es nur logisch, dass er – wenn denn die jugendlichen Hormone dann mal einkicken – seinen (vermeintlichen) „Artgenossen“ auch zeigen will/muss wer der Chef ist!
Provoziere kein unnötiges Dominanzverhalten
Dein Hahn hat eine Aufgabe zu erfüllen und die lautet vor allem „seine Mädels beschützen“. Betonung auf „seine“! Wenn Du einen selbstbewußten Hahn hast, dann fordere seinen Schutzinstinkt nicht heraus und lass ihn tun was er gut kann: seine Hühner führen.
- Füttere keine Hennen vor ihm – dafür ist er zuständig! Locke ihn zum Futter, er wird seine Mädels rufen, nicht Du.
- Schnapp Dir deine Hennen (um sie zu untersuchen, etc.) nicht direkt vor seiner Nase. Klar, dass ihm das nicht passt!
- lass ihm „Raum“ – bedränge ihn nicht. Sorge dafür dass er genug Auslauf hat (eh klar, aber mit Hähnen nochmal wichtiger)
- sei selbstbewußt! Wie bei Hunden, merkt der Hahn wenn Du Angst vor ihm hast. Wenn Du einen Hahn halten willst, darfst Du wirklich keine Angst vor ihm haben. Alle Arbeiten mußt Du ruhig und bestimmt ausführen können. Du weichst nicht aus, wenn Du im Gehege und im Stall die täglichen Arbeiten verrichtest – sonst führt er Dich an der Nase herum!
- zu Deiner eigenen Sicherheit: wenn Du einen auffälligen Hahn hast, bück Dich nicht in seiner Gegenwart. Damit markierst Du dich evt. als „rangniedrig“.
100% Sicherheit gibt es nicht
In jedem Fall: ein Tier kann IMMER für uns Menschen nicht nachvollziehbar aggressiv reagieren (vor Schreck, vor Schmerz, als Verteidigung). Der Schnabel, Krallen und vor allem die oft stark ausgeprägten Sporne der Hähne sind gefährliche Waffen. Haben Hennen zwar auch (also Schnabel, Krallen) aber sie greifen nicht an, sondern haun eher ab. 😉
Kann man einen aggressiven Hahn trainieren?
Wenn ein junger Hahn frech wird, mußt Du sofort festlegen wer hier das Sagen hat. Das kann lange dauern und Du mußt dabei bleiben – es ist nur natürlich, dass ein junger, gesunder Hahn immer wieder versucht den Spitzenplatz in der Hackordnung einzunehmen.
Wende niemals Gewalt an! Schlagen, Treten, etc. sind nicht nur Tierquälerei sondern stempeln Dich als Gefahr ab. Attacken sind dann vorprogrammiert, klar.
Zeig ihm wer der Chef ist
Ich mußte (zum Glück) noch keinen Hahn erziehen – mein alter Renzo ist nach jedem Mal wenn ich ihn mal hochhebe so verschüchtert, dass er eine Auszeit im Legenest braucht um sich wieder zu fangen. Ich bin wirklich lieb zu ihm! Ehrlich!! 😀
2 weit verbreitete Methoden kann ich Dir aber hier beschreiben – mit dem Hinweis, dass Du bei einem aggressiven Hahn verdammt gut aufpassen mußt. Und ich würde wirklich (ohne Scherz) Schutzbrille und Lederhandschuhe bei der Prozedur tragen. Geh kein Risiko ein!!
- Schnapp Dir den Hahn, wenn er aufmümpfig wird und halte ihn so lange fest im Arm, bis er sich wieder beruhigt hat. Dann darf er wieder runter. Das mußt Du jedesmal tun, wenn er dir gegenüber frech wird.
- Pack den Hahn an Ort und Stelle, wenn er Dir gegenüber auffällig wird. Drück ihn direkt dort auf den Boden (nicht zu grob, aber bestimmt). Mit einer Hand streichst Du dann spürbar über den Rücken bis hin zur Kloake. Was das soll? Du bist in diesem Moment der ranghöhere Hahn, der einen unterlegenen Hahn „tritt“ also wie bei einer Henne, wenn er sie befruchtet.
Beide Methoden zeigen „ich bin hier der Boss!“. Und irgendwann sollte der Hahn das auch kapiert haben.
Friedliche Hühnerrassen
Alle gängigen Haushuhnrassen sind „friedlich“. Die einen lebhafter, die anderen schon aus rein anatomischen Gründen (schwerer Körperbau) eher behäbig und damit vielleicht auch „gemütlicher“ – größere Rassen wie die Jersey Giants, Orpingtons, Amrocks, Cochin, Brahma, Sulmtaler… zählen z.B. dazu.
Aber Ausreisser gibt’s immer, es ist also keine Garantie, dass wenn Du auf schwere Rassen setzt, bestimmt friedliche Hähne bekommst.
So geht Dein perfekter Hühnergarten!
Egal ob Du am Anfang Deines Hühnertraums stehst oder schon Hühner hast:
Dein Hobby soll Dir Freude bereiten - nicht Frust. Ich zeige Dir, wie Du mit ein paar einfachen Grundregeln zu Deinem eigenen Stück Selbstversorgung kommst: ein kunterbunter Garten mit glücklichen Hühnern, vielen Eiern und wenig Arbeit.
Auf huehner-haltung.de habe ich gelesen, dass Hähne aus Rassen orientalischer Abstammung weniger aggressiv gegenüber Menschen sind, als Hähne aus Rassen vom Bankivatyp. Sprich: Haushuhnrassen sind im Grunde Menschen gegenüber aggressiver als Kampfhuhnrassen – die Aggressivität beschränkt sich dort wohl auf die echten männlichen Artegnossen.
Welche Hähne krähen leise?
Ob und wie oft ein Hahn kräht kannst Du nicht von der Rasse abhängig machen. Kleiner Rassen klingen „höher“, wie bei Hunden. Große, schwere Rassen haben aber einen – wie ich finde – angenehmeren, weil tieferen Krähton. Also mehr Bass als Tenor 😉
Das ist aber rein subjektiv – ich empfinde das tiefere Krähen als weniger störend. Gleich laut sind eigentlich alle.
Kann man einem Hahn das Krähen abgewöhnen?
Wer Petterson & Findus kennt, der weiß seit der Episode mit dem Hahn Caruso, dass ein Hahn das Krähen nicht sein lassen kann. (Und entgegen der lustigen Geschichte kann man auch nicht feste Krähzeiten verhandeln).
Tagsüber macht es den meisten Leuten nichts aus, wenn ein Hahn in der Nähe kräht, aber Hähne krähen weit vor Sonnenaufgang – quasi in Erwartung der Sonne. Und das durchaus um 3 Uhr morgens und dann regelmässig bis es hell wird!
Am nervigen Gekrähe ist schon so manche Nachbarschaft zu Bruch gegangen. Es gibt die kuriosesten Gerichtsurteile, wie beispielsweise feste Krähzeiten (da hat der Richter Petterson & Findus wohl ernst genommen…!) und ich bin sicher, dass der ein oder andere Hahn deshalb schon auf mysteriöse Weise das Zeitliche gesegnet hat…
Empfindliche Schläfer leiden wirklich arg darunter – das kann man als Hühnerliebhaber vielleicht nicht verstehen , muß man aber beachten. Gerade wenn Du nicht zu 100% ländlich lebst (wo das dann unter „ortsüblich“ fällt), bist Du auf den Goodwill Deiner Nachbarn angewiesen. Und die Hühnerhalterei soll ja auch Spaß machen und keine Grabenkämpfe liefern.
Was Du tun kannst um das Krähen abzumildern:
Schallschutz für den Hühnerstall
Am Schlimmsten wird das nächtliche Krähen empfunden. Zu der Zeit ist Dein Hahn im Stall – logische Schlussfolgerung: den Stall schalldicht machen. Ähnlich wie bei einer Wärmedämmung holst Du Dir mit Schallisolierung schöne Milbenverstecke… Eine milbenunfreundliche DIY-Alternative, habe ich hier beschrieben
„Blackout Box“ mit künstlicher Beleuchtung
Hört sich ein bisschen schräg an und ob es funktioniert kann ich nicht sagen. Gefunden habe ich diese Methode auf einem englischsprachigen Blog. Die Autorin meint, auf diese Art die innere biologische Uhr des Hahns „austricksen“ bzw. „ummodeln“ zu können.
So funktioniert’s:
Der Hahn wird zum Schlafen in einen komplett abgedunkelten Bereich gesetzt, die „Blackout Box“. (Muß jetzt keine Box sein, halt nur komplett lichtdicht). Zusätzlich wird in dieser Blackout-Box aber künstliche Beleuchtung angelassen, die bis ca. 22 Uhr abends läuft. Damit soll dem Hahn suggeriert werden, dass der Morgen erst später beginnt, also „Licht aus plus x Stunden“. Ergebnis: er kräht seinen „Sonnenaufgangs-Erwartungs-Gruß“ zeitlich versetzt. Z.B. statt um 3 Uhr morgens, erst um 8 Uhr morgens.
Ich bin sehr skeptisch ob das klappt. Wenn Du so verzweifelt bist, dass Du das ausprobieren willst/mußt, dann freue ich mich sehr, wenn Du mir vom Ergebnis berichten kannst!!
Eine Zwischendecke über die Sitzstangen ziehen
Auch ein Vorschlag auf einer englischsprachigen Hobbyhalter-Seite: Die Zwischendecke soll so niedrig über der Sitzstange angebracht werden, dass der Hahn sich dort nicht genug strecken kann um zu krähen. (Kannst Du beim Krähen gut beobachten, wie er den Kopf hoch streckt)
Funktioniert wahrscheinlich, aber wenn’s zu ungemütlich wird, meidet er vermutlich diesen Schlafpatz einfach und das war’s.
Einen Versuch ist’s wert
Das „Anti-Kräh-Halsband“
Ich hab überlegt ob ich das hier überhaupt erwähne… Es hört sich für mich nach einer richtigen Quälerei an, aber ich bin kein Tierarzt und ich habe auch keine Erfahrung mit diesem Halsband. Angeblich soll es das Tier nicht unangenehm beeinflussen. Hmmm…
Urteile selbst:
Ein breites Klettband wird um den Hals des Hahns befestigt, um die Luftzufuhr soweit zu begrenzen, dass er nicht „aus dem Vollen“ schöpfen kann – also atmen ohne Probleme, aber eben nicht genug Platz um richtig viel Luft für einen vollen Krähton zu sammeln… Soll dann wohl als gurgelndes Irgendwas rauskommen…
Für mich wäre das maximal die absolut allerletzte Option vor dem Schlachten. Krähen gehört zum natürlichen Verhalten eines Hahns dazu. Es ist ein wichtiges Kommunikationsmittel für ihn, auch in seiner Rolle als Beschützer und Chef der Hennen. Wenn Du ihn so behinderst, nimmst Du ihm echt einen Teil seiner „Lebendigkeit“ – ich glaube, Schlachten wäre da fast fairer.
Übrigens: wenn es in Deiner Nachbarschaft schon andere Hähne in Hörweite gibt, kann es dazu kommen, dass sich die beiden vermeintlichen Kontrahenten regelrechte Kräh-Duelle liefern… Das passiert bei uns sporadisch. Einer fängt an, dann geht’s hin und her bis… keine Ahnung. Irgendwann ist es vorbei, weiß der Geier was sie sich dann gesagt haben 🙂
Update 2021: Ich habe das Kräh-Halsband nun doch ausprobiert.
Vorteile eines Hahns für Deine Hühner
Eine ruhige Hühnerschar
Der Hahn ist in der Herde der Boss. Die wichtigste Frage in der Rangordnung ist damit geklärt und muß nicht ständig neu ausgefochten werden. Wenn Du eine Schar von Hennen ohne Hahn hältst, wird sich eine der Hennen irgendwann – quasi als Hahn-Ersatz – ihren Platz als Chefin erarbeiten. Aber den muß sie sich auch immer wieder neu sichern: das bedeutet viel Gezicke in der Truppe.
Der Hahn hält auch die Hühner davon ab, sich untereinander zu streiten, bzw. geht dazwischen und verweist alle auf ihre Plätze.
Er beschützt einzelne, schwächere Hennen vor der Garstigkeit ihrer Kolleginnen und schimpft auch mal ordentlich eine Runde, wenn die Mädels zu forsch werden. (Das ist übrigens unglaublich lustig anzusehen, wenn ein Hahn eine Henne „schimpft“. Er läuft so richtig aufgeplustert um sie rum und macht dabei so gackernd, schimpfende Geräusche, so à la „na warte, mein Fräulein…!“)
Schutz
Hähne sind fast den ganzen Tag in Alarmbereitschaft, halten nach Raubtieren Ausschau, alarmieren die Hühner bei Gefahr und sorgen dafür, dass sie in Deckung gehen. Sie stehen Wache während die Damen im offenen Gelände unterwegs sind, oder Staubbaden und führen sie mit leisen, gurrenden Geräuschen von A nach B. Alle immer schön zusammen.
Im Fall eines Angriffs (z.B. durch einen jungen Fuchs) kann ein entschlossener Hahn übrigens durchaus als Sieger hervorgehen. Mit teils schlimmen Verletzungen, manchmal auch unter Einsatz seines Lebens, aber trotzdem: die Hennen hat er gerettet. Das ist seine Aufgabe.
Versorgen
Der Hahn sucht seinen Hennen Leckerbissen und ruft sie wenn er was Feines gefunden hat. Wenn Du Deiner Schar eine Handvoll Körner hinwirfst, kannst Du sehr schön beobachten, wie der Hahn nicht frisst, sondern lockende, gluckende Geräusche macht und alle seine Mädels zu Tisch ruft. Ein echter Gentleman.
Als ich im Herbst eine einzelne Grünleger Henne zur Truppe geholt habe, wurde sie erstmal böse gedisst. Gaaaanz unten in der Hackordnung. Futter gab’s ganz zum Schluss und ein paar Hiebe von den anderen Mädels gratis dazu. Der Hahn hat ihr in Punkto Futter zwar auch nicht den Vortritt gelassen, aber als seine anderen Hennen fertig waren mit Fressen, ist er bei der Neuen geblieben und hat gewacht, dass sie auch ihren Teil bekommt.
Fortpflanzung
Eine der wichtigsten Aufgaben des Hahns ist der Fortbestand seiner Herde. Und für Dich ist es eine einfache und kostengünstige Möglichkeit neue Hühner zu bekommen. Es ist schön, wenn Du deiner Hühnerfamilie die Möglichkeit gibst auf natürliche Art nachzuwachsen– auch wenn es natürlich reizvoll ist, eine bunte Truppe verschiedener Rassen zu haben…
Fun fact von der Webseite spektrum.de: „Wenn ein Huhn einen Hahn, vor allem einen rangniederen, nicht mag, kann es dessen Sperma ausstoßen. Der Verhütungstrick klappt zu rund 80 Prozent. Das hat der britische Evolutionsbiologe Tim Birkhead bei Wildhühnern herausgefunden.“
Sachen gibt’s… 🙂
Optisches Schmankerl
Zu guter Letzt: ein Hahn in der Hühnerschar wirkt einfach optisch ausgewogener. Hähne sind, wie immer in der Vogelwelt, die hübscheren Tiere und es gibt einfach wunderschöne Exemplare. Farbig schillernd, mit bunten hohen Schmuckfedern… echte Hingucker!
Nachteile
Er kräht, er kann aggressiv werden, und…Du brauchst Platz:
Um einen Hahn (und die dazughörigen Hennen!) artgerecht zu halten brauchst Du (je nach Rasse) eine Mindestmenge an Hühnern. Mein großer, schwerer Orpington Hahn ist mit 4 Damen zwar ausgelastet, es können aber gern noch 2-3 mehr sein. Bei mittleren und kleineren Rassen sollten es 10-12 Hühner pro Hahn sein.
Der Hahn macht von seinem Recht, die Hennen zu treten (also zu begatten) je nach Jahreszeit und Alter regen Gebrauch und wenn es zuwenig Hühner gibt, müssen immer wieder dieselben ran… das geht auf’s Gefieder und auf die Nerven.
(Aber: auch bei genügend Hennen haben viele Hähne so ihre „Lieblingsdamen“ die öfter getreten werden, unabhängig davon wieviele andere Hennen zur Verfügung stehen)
Abhilfe können hier sogenannte „Hühnersattel“ schaffen. Sie sind schnell genäht oder für wenig Geld zu kaufen und schützen ramponiertes Gefieder am Rücken Deiner Hennen. Nach der Mauser ist alles Gefieder wieder hübsch und einsatzbereit für den Winter, keine Sorge.
Sporne / Sporen beim Hahn
Apropos ramponiertes Gefieder: schlimmer als zerrupfte Federn sind die Verletzungen die ein Hahn einer Henne (unwillentlich) durch seine Sporne (oder Sporen) zufügen kann. Sporne sind eine Art extra Klaue, die die Hähne seitlich, innen am hinteren Teil des Fußes haben und die gewaltige Ausmaße erreichen können.
Ich habe letztes Jahr eine Henne fast verloren, weil ich nicht bemerkt hatte, dass sie ein tiefe schlimme Wunde seitlich am Bauch hatte. Der Hahn hatte sie beim Treten regelrecht „aufgeschlitzt“. Seine Sporne waren am Ende so lang, dass er nur seltsam laufen konnte – sie gingen ihm selbst im Weg um.
Lange, spitze Sporne mußt Du also regelmässig kürzen (2-3 Mal im Jahr). Sie wachsen ein Leben lang – wie unsere Fingernägel.
So kürzt Du Deinem Hahn die Sporne
Am einfachsten geht es mit einem Dremel. Der ist handlich und Du kannst feiner arbeiten als mit einer Klauenschere. Es ist schwer zu sehen, wie weit der reine Hornteil des Sporns geht und ab wann das Gewebe beginnt. Mit einem Dremel kannst Du dich langsam runtertasten und den Sporn auch schön abrunden. Damit entschärfst Du ihn als Waffe.
- führe die Behandlung immer zu zweit durch: einer muss den Hahn halten, einer kürzt
- fixiere den Hahn mit einem Handtuch, wenn Du ihn hältst. Er soll sich nicht bewegen können und am Besten bedeckst Du gleich seinen Kopf mit dem Stoff.
- feile vorsichtig und arbeite Dich nur millimeterweise vor. Wie bei Deinen Fingernägeln ist der Hornteil vollkommen unempfindlich: darunter liegt aber gut durchblutetes Gewebe und das schmerzt natürlich.
- runde das Ende des verbleibenden Sporns ab
Die „heiße Kartoffel Methode“
Auf der Suche nach einer unkomplizierten DIY Möglichkeit die Sporne meines Hahns zu kürzen bin ich auf die „heiße Kartoffel Methode“ gestossen. Dabei wird dem Hahn auf jeden Sporn eine kochend heiße Kartoffel gedrückt und der der Hornteil des Sporns läßt sich dann vermeintlich schmerzlos abziehen. Ok, die Hähne in den Videos haben nicht gemuckt, aber mal ehrlich: da ist rohes, lebendiges Gewebe unter der Hornschicht (wie bei Deinen Fingernägeln).
Stell dir vor, jemand steckt dir etwas kochend Heißes auf den Nagel und zieht ihn dann einfach ab – hört sich doch total angenehm an, oder? Eben. Finger weg von sowas.
Moin,
bei „Happy Huhn“ habe ich von einer Methode, Nachbarschaftsärger wegen zu lautem Hahn zu vermeiden, gehört, die wohl in Holland praktiziert wird: Dem Hahn wird antrainiert, in eine Box zu steigen. In der Box verbringt er die Nacht in einem Raum wie Garage, Keller etc., Hauptsache einigermaßen schallisoliert. Zu einer für die Nachbarschaft akzeptablen Zeit am Morgen darf er wieder zu den Hennen und krähen, was das Zeug hält.
Ich weiß nicht so recht, was ich davon halten soll. Ist ja auch nur eine Form der Schallisolierung, und den Hahn täglich für die Nacht von den Hennen wegzunehmen, sorgt doch bestimmt dort für Unruhe.
Andererseits kommt man auf die ausgefallensten Ideen, wenn man gern einen Hahn hätte und Ärger vermeiden möchte 😉
Mir haben die Nachbarn gleich klar gemacht, dass die Hennen ganz ok sind, dass sie aber keinen Hahn dulden werden. Ist verständlich, mitten in der Stadt!
Schöne Grüße aus Bremen
Susanne
Hallo Susanne, das entspricht dann in etwa der „Blackout Box“, die ich im Artikel beschrieben habe. Nur mit freiwilligem Einstieg seitens des Hahns 😀 wenns nicht anders geht, ist das vermutlich immer noch besser als weggeben. Aber dann würde ich fast versuchen (wenn es nicht zuviele Hühner = großer Stall) ist, den Schlafbereich der Hühner insgesamt etwas schalldicht zu machen. Oft hilft auch schon das sichtbare Bemühen um Schallschutz (also sichtbar für die Nachbarn), das mindert die subjektive Wahrnehmung des Problems vielleicht…
Haben seit einem halben Jahr Hühner und sind sehr glücklich damit. Jetzt beschäftigt mich die Frage: wenn sie alt und klapprig sind und wir würden gerne junge Hühner dazukaufen, wie funktioniert das? Angeblich vertragen sich die alten mit den neuen Hühnern nicht?!
Hallo Ruth, keine Sorge, das klappt 🙂 Wichtig: halte die neuen Hühner erstmal separat von den anderen, um ausschliessen zu können, dass sie irgendwas an Krankheiten/Parasiten mitbringen. Auch wenn Dir der Vorbesitzer versichert, dass alles ok ist: wenn Du Vogelmilben o.ä. dann bei Dir eingeschleppt hast, hast Du 3 mal soviel Arbeit (und schlimmstenfalls erkrankte, ältere Hühner!), wie wenn Du die Neuzugänge erstmal unter Quarantäne stellst. Es empfiehlt sich eh immer, einen kleinen Ausweichstall zu haben – für Glucken, für kranke Hühner etc.
Wenn die Neuen dann bei den anderen mitlaufen wird’s klar erstmal ein bisschen Gezanke geben. Die Hackordnung muss neu geregelt werden und wenn Du keinen Hahn hast, dann werden die Mädels untereinander auch schon mal biestig. Aber wenn klar ist wer wo hingehört und wer die Chefin ist, dann ist alles wieder ok. Viel Spaß beim Erweitern Deiner Hühnertruppe!