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Milben bei Hühnern: vorbeugen und bekämpfen
Die schlechte Nachricht: Milben können jeden Stall befallen. Die Gute: mit ein paar vorbeugenden Maßnahmen verminderst Du das Risiko eines Befalls enorm.
Diese winzigen, achtbeinigen Tiere leben in den Nischen des Stalls, in Rissen in den Wänden, in der Einstreu und ganz besonders gern auch in Dämmmaterial. Direkt auf Deinem Huhn wirst Du sie tagsüber also eher selten sehen (falls doch, hast Du es mit einem wirklich massiven Befall zu tun) schon allein weil sie wirklich winzig sind – gerade mal einen Millimeter groß… Sie sind nachtaktive Blutsauger, die sich besonders gern im Bereich der feuchten Kloake aufhalten, die eine reichhaltige Blutversorgung garantiert. Wenn Du einen handfesten Befall im Stall hast, kann es sein, dass Du richtige Nester der Biester entdeckst. Kleine Haufen winziger grauschwarz oder rötlich-braun gefärbter Kügelchen, umgeben von weißen Eiernestern.
Hier eine nette Mischung an Bildern zum Befall der roten Vogelmilbe. (Aber Vorsicht: Phantom-Juckreiz garantiert…!)
Anzeichen für den Befall der roten Vogelmilbe beim Huhn
Wenn sich Deine Hühner plötzlich auffällig vermehrt putzen, oder an den Federn unter ihren Flügeln und um die Kloake herum picken, dann forsche mal nach. Schnapp Dir eins Deiner Tiere und inspiziere besonders den Hautbereich um die Kloake. Kleine rot-schwarze Flecken, oder schorfige Haut können auf einen Milbenbefall hindeuten (nicht zu verwechseln mit den dicken Eierpaketen der Federlinge. Einem zwar nicht minder ekelhaften Ektoparasiten, aber harmlos im Vergleich zur Vogelmilbe). Auch geschwollene, schuppige Beine können von der roten Vogelmilbe stammen.
Hier ein Bild zum Befall mit Federlingen. Auch widerlich. Aber unverwechselbar.
Wenn sich nur die Beine stark schuppen, bzw. richtige kalkartige Ablagerungen aufweisen, handelt es sich vermutlich um einen Befall mit Grabmilben – die Krankheit dazu kennst Du vielleicht unter dem Namen „Kalkbeine“ (so sehen sie auch aus). Mit regelmässigem Einsprühen der Beine mit Ballistol-Öl bekommst Du diesen Parasiten gut in den Griff.
Wenn Du aber ausserdem beobachtest, dass Deine Hennen abends ungern in den Stall gehen, dann empfehle ich Dir ein paar Streifen doppelseitiges Klebeband um die Sitzstangen zu wickeln. Wenn ein Milbenbefall vorliegt wirst Du am Morgen Milben auf den Streifen finden. Noch sicherer ist ein nächtlicher Check: nimm ein blaues Licht (oder eine Taschenlampe mit ’nem blauen Luftballon drübergespannt) und leuchte die Sitzstangen und den Bereich darum herum ab. Fahr mit den Fingern mit Druck über und unter die Sitzstangen – wenn Du dann schwarze Flecken oder gar Blut an den Fingern hast… Bingo.
Das blaue Licht hat übrigens nicht direkt was mit den Milben zu tun – aber Deine Hühner registrieren das Licht nicht so stark und bleiben ruhiger.
Die Hühner sind von Milben befallen – und jetzt?
Stall putzen – und zwar so richtig gründlich. Alle Einstreu muss restlos entfernt werden (ich würde dafür plädieren das Zeug zu verbrennen!)
Nimm Kotbretter, Nester, Sitzstangen aus dem Stall und dann putzen, putzen, putzen. Schrubb jeden kleinsten Winkel gründlich aus.
Hier ein paar Hausmittel, die ich auf verschiedenen Hühnerhaltungsseiten gefunden habe:
1) Eine Flasche Spiritus mit einer Flasche Flüssigseife oder Duschgel und 1 L warmem Wasser mischen und in alle möglichen Verstecke der Milben spritzen. Ich würde die Lösung gleich zum Schrubbern des gesamten Stalls nehmen.
2) Lisa Steele vom englischsprachigen Blog „fresh eggs daily“ empfiehlt diese Mischung: 2 Tassen Wasser mit 1 Tasse Speiseöl und 1 EL Geschirrspülmittel mischen und gut durchschütteln. Auch diese Mischung spritzt Du am Besten in die Ritzen des Stalls um die Milben quasi durch Ersticken zu töten. Lisa empfiehlt, den Stall mindestens(!) 1-2 Mal pro Woche so zu behandeln.
3) Auf dem Blog „shepherdwithattitude.weebly.com“ (cooler Name 🙂 ) ist folgende Mischung beschrieben:
- 10 Tropfen Thymian-Öl
- 10 Tropfen Teebaumöl
- 10 Tropfen Citronella-Öl
- 10 Tropfen Lavendel-Öl
- 5 Tropfen Olbas*
(*mußte ich auch erst googeln: ist wohl wiederum eine Mischung aus Kräutern mit Hauptanteil Pfefferminze. Als Olbas-Tropfen z.B. bei dm erhältlich)
Wie bei den vorherigen Mischungen soll das Zeug vor allem in alle Ritzen und Ecken gesprüht werden. Wiederholung alle paar Tage.
Die Vogelmilbe mit Speiseöl bekämpfen?
Der Vollständigkeit halber erwähne ich noch die Option den Hühnerstall komplett mit Speiseöl einzustreichen. So als Tipp eines Hühnerhalters gelesen. Auch dabei mit dem Ziel die Milben einfach zu ersticken. Ich stell mir das aber irgendwie unappetitlich vor… Das Öl müßte man ja so richtig dick auftragen, dann wird das mit der Zeit klebrig und ranzig? Hmmm… Wenn Du das schon mit (nachhaltigem) Erfolg so gemacht hast, freue ich mich von Dir zu hören! 🙂
Das anstrengende bei der Bekämpfung von Milben ist, dass Du jede Prozedur innerhalb von 7 Tagen wiederholen musst. Besser noch früher. Während der Lebenszyklus der Milben bei Temperaturen bis 15° (also im Herbst bis Frühjahr) bis zu 4 Wochen dauern kann, wurden die kürzesten Generationsdauern (ca. 7 Tage) bei Temperaturen zwischen 25-30°C beobachtet. Sommer ist Hoch-Zeit für Milben! Und diesen Zyklus von Schlupf bis Eiablage mußt Du unterbrechen, sonst geht der Spaß von vorne los.
Milben im Hühnerstall natürlich bekämpfen
Die Vogelmilbe mit Hitze bekämpfen
Ein sehr effektiver Weg um Milben zu töten ist Hitze. Milben können Temperaturen über 45°C nicht ab und wenn Du einen gemauerten Stall hast, kannst Du mit einem Bunsenbrenner oder einer Heißluftpistole die Nester der Milben gut aus allen Ritzen rausbrennen.
Und ja, auch einen Holzstall kann man Abflammen – mit großer Vorsicht!!!
In der Imkerei, beispielsweise, werden Holzbeuten, Böden oder Rähmchen zur Desinfektion auch abgeflammt. Dabei wird mit einem Bunsenbrenner kurz über das Holz gefahren, bis es sich verdunkelt. Gerne wird dieser „Trick“ übrigens verwendet um Holz alt bzw. „antik“ aussehen zu lassen. So in etwa kann man im Stall also auch vorgehen.
Hier eine Sammlung an Videos die das Verfahren zum Zweck der künstlichen Alterung einsetzen.
Wichtig:
- Der Stall muss (egal ob gemauert oder aus Holz) komplett leer geräumt sein! Jeder Fitzel Einstreu kann brennen.
- Arbeite Stück für Stück, mit sehr gutem Augenmaß und übe am Besten vorher an den abmontierten Teilen wie Sitzstange, Kotbrett, Trittleiter, etc.
- Halte eine Wasserflasche mit Spritzdüse bereit (leere Putzmittelflasche) um im Fall des Falles gleich löschen zu können.
- Am Besten zu zweit arbeiten… wie bei allem was gefährlich ist.
Alternativ habe ich auch über die Reinigung mit einem Dampfstrahlgerät gelesen. Nachdem Milben Nässe und Hitze nicht vertragen, hört sich das nach einer guten Kombi-Bekämpfungsmethode an.
Dir ist Abflammen zu heikel?
Von Armin habe ich diesen sehr nützlichen Tipp zum Thema „Abflammen“ bekommen. Er schreibt Folgendes „…den ganzen Stall mittels einer Elektroheizkanone (nur heissluft) auf über 50 Grad erhitzen. (Ist ungefährlich für Holzställe und gibt’s im Baumarkt zu mieten.) Am besten mit Überdruck. D.h. die Luft von aussen ansaugen und in den Stall drücken. Dadurch muss die heisse Luft durch alle Ritzen im Stall nach aussen entweichen. Die Temperatur über 50grad für ca. eine halbe Stunde hat auch die ganze Brut beseitigt. Mit einer Behandlung waren alle Probleme beseitigt.“ Das hört sich für mich um Einiges praktikabler an, als der Bunsenbrenner 😉
So geht Dein perfekter Hühnergarten!
Egal ob Du am Anfang Deines Hühnertraums stehst oder schon Hühner hast:
Dein Hobby soll Dir Freude bereiten - nicht Frust. Ich zeige Dir, wie Du mit ein paar einfachen Grundregeln zu Deinem eigenen Stück Selbstversorgung kommst: ein kunterbunter Garten mit glücklichen Hühnern, vielen Eiern und wenig Arbeit.
Auch die Behandlung mit Hitze mußt Du nach ca. 5 Tagen wiederholen.
Milbenbekämpfung bei Hühnern – welche Mittel helfen?
Die chemische Keule
Wenn einem diese ekelhaften Viecher erstmal begegnet sind, kann ich absolut nachvollziehen, dass man dem härtesten aller Mittel habhaft werden will um diese Tierchen zu killen – egal wie. Biozide wie „Milben Ex“, „MB XPERT“ und wie sie sonst so heißen sind einfach zu erhalten und versprechen schnellen Erfolg. Verwendet werden dieses Mittel z.B. ausschliesslich im nicht belegten Stall (zumindest Milben Ex – wie das bei MB XPERT aussieht steht auf keiner Verkaufsseite…) Wenn ich mir die Gefahrenhinweise so durchlese, kann ich verstehen warum:
Milben Ex:
- H226 Flüssigkeit und Dampf entzündbar.
- H335 Kann die Atemwege reizen.
- H336 Kann Schläfrigkeit und Benommenheit verursachen.
- H304 Kann bei Verschlucken und Eindringen in die Atemwege tödlich sein
- H410 Sehr giftig für Wasserorganismen mit langfristiger Wirkung.
MB XPERT:
- H300 Lebensgefahr bei Verschlucken.
- H330 Lebensgefahr bei Einatmen.
- H410 Sehr giftig für Wasserorganismen mit langfristiger Wirkung.
Abgesehen von der Gefahr für Dich und Deine Hühner beim Ausbringen (und anschliessenden Bewohnen des Stalls), haben die Milben gegen Mittel auf der Basis von Pyrethroiden bereits Resistenzen gebildet. MB XPERT wirbt zwar genau mit diesem Argument: der neue Wirkstoff Bendiocarb soll gegen resistente Milben helfen. Aber bis ich mir ein Mittel zulege auf dem der Aufkleber mit dem Totenkopf und dem verendeten Fisch pappt, muß schon alles andere katastrophal fehlgeschlagen sein.
Kieselgur
Wer meinen Blog schon etwas durchforstet hat, wird wissen, dass ich auf Kieselgur komplett verzichte. Dass Kieselgur Milben aber nachweislich tötet ist nicht von der Hand zu weisen. Gäbe es nur eine Möglichkeit das Ganze staubfrei und damit für die Atemwege und andere Insekten in Stallumgebung problemlos zu verwenden?
Wie ich von einer Leserin erfahren habe, nutzt sie zur Vorbeugung von Milben wasserlösliche Kieselgur. Diese Lösung wird im gesamten Stall ausgespritzt und bildet dann eine feste, nicht staubende Schicht, an der die Milben nicht vorbeikommen, bzw. sie bei Kontakt eben austrocknen lässt. Silgur oder Mikrogur sind so Produkte – hier ein paar Infos zu Mikrogur. Bestimmt gibt es das auch von anderen Herstellern, das ist jetzt weder Werbung von mir noch eine konkrete Empfehlung. Die Anwendung wird hier aber gut beschrieben und auch ein Tipp für andere, ähnliche Produkte ist dabei:
„Wir raten beim flüssigen Einsatz von HS Mikrogur 5 etwas Spülmittel zu zusetzen. Dieses verringert die Oberflächenspannung der Suspension erheblich und führt zu einer bedeutend besseren Benetzung der Kerben und Ritzen.“
Auf der Seite ist übrigens auch folgender Satz zu lesen „Die staubförmige Ausbringung (Pudern und Stäuben) von Kieselgur stellt laut EU Behörde ECHA (ECHA 121/2016) ein nicht akzeptables Gesundheitsrisiko dar, welches auch mit einer Atemschutzmaske nicht behoben wird.“ Das bestätigt mich in meiner Entscheidung, Kieselgur nie staubförmig im Stall auszubringen.
Ich habe mir dieses Pulver jetzt zugelegt, auch wenn ich mit meinem Sumpfkalk zufrieden bin – ich vermute er hat eine ähnliche Wirkung. Da ich den Stall 2x jährlich neu einstreiche, kann ich das im Wechsel machen. Mikrogur im Frühjahr, Sumpfkalk im Herbst. In jedem Fall empfehle ich Dir eine dieser Varianten zum Innenanstrich zu nutzen.
Wie verwende ich flüssige Kieselgur?
Aktualisiert August 2020: Mittlerweile habe ich Mikrogur 2 Jahre im Einsatz und bin zu 100% davon überzeugt.
Ich habe immer noch genug von der ursprünglich gekauften Packung für ein weiteres Jahr – preislich ist das also kein Thema, wie ich finde.
Die Milben haben auf den Teilen, die mit Mikrogur eingesprüht sind, keine Chance!!
Achtung: Milben suchen sich auch die kleinste Ritze, die NICHT behandelt ist – wie z.B. Sitzstangen oder Legenester. Dort hält sich der Anstrich mit Mikrogur nicht so lange. Er ist wie ein kalkiges Puder und die Reibung durch die Nutzung der Hühner trägt den Belag ab.
Für Sitzstangen empfehle ich Dir regelmässiges Einölen* und für die Legenester regelmässiges Wechseln der Einstreu darin, plus die Zugabe von duftenden Kräutern.
* von einer Leserin, Julia, habe ich den Tipp bekommen für das Einölen Bio-Kettensägenöl zu verwenden. Zieht gut ein und hinterlässt keinen „ranzigen“ Film.
Praktische Zwischenpflege – Kieselgurspray
Wenn Deine Hühner sich nachts bevorzugt an eine Wand kuscheln und dir dort Deinen schönen Kieselgurschutz abschubbern empfehle ich Dir Kieselgurspray zur regelmässigen Auffrischung.
Einen Tick zu teuer für meinen kompletten Stall aber perfekt für diese gut besuchten Stallecken in denen der feine Kieselgurfilm schneller verloren geht.
Raubmilben
Im Hühner-Info Forum und auch auf englischsprachigen Foren und Fachseiten wird über den erfolgreichen Einsatz von Raubmilben berichtet. Wie der Name vermuten läßt fressen diese Raubmilben die Rote Vogelmilbe auf – sind also Raubtiere. Die Vogelmilben-Population wird so langsam aber stetig dezimiert, bis den Raubmilben schliesslich das Futter ausgeht und sie ihrerseits verhungern. An die Hühner gehen die Raubmilben nicht. Anders als die Rote Vogelmilbe kommen die Raubmilben mit Trockenheit gut zurecht. In Deinem hoffentlich vorbildlich trockenen Stall gedeihen sie also trozdem gut.
Das Stichwort bei der Sache ist aber „langsam“. Zur schnellen Behandlung bei starkem Befall sind die Raubmilben nicht geeignet. Als Teil einer gezielten Vorbeugung gegen Milben, wenn Dein Stall z.B. schon einmal befallen war und Du stark auf Nummer sicher gehen willst, sind sie bestimmt sehr effektiv.
Auf die Schnelle hier zwei Anbieter für Raubmilben (ohne Empfehlung, ohne Provision, einfach nur gegoogelt)
https://www.schneckenprofi.de/raubmilben-hypoaspis-miles-gegen-schlangen-und-blutmilben.html
https://www.andermatt-biovet.de/de_bvi/raubmilbe-taurrus-gegen-blutlaeuse-hobbyhalter.html
Wie soll ich Hühner mit Milben behandeln?
Auch wenn die Rote Vogelmilbe eher ein „Stall-Problem“ ist (dieser Parasit lebt ja nicht auf seinem Wirt), kannst Du über Deine Hühner viel zum Erfolg Deiner Milbenbekämpfung beitragen.
Schritt 1 – die Hühner „unappetitlich“ machen
Die Rote Vogelmilbe ernährt sich vom Blut Deiner Hühner und Du kannst Ihnen den Appetit recht einfach verderben: Knoblauch marsch! Der Wirk- und Geruchsstoff des Knoblauch, das Allicin, entsteht beim Zerquetschen der Knollen und ist das Ergebnis der Reaktion des Enzyms Alliinase mit Luft. In diesem Bericht wird die Wirksamkeit von Knoblauchsaft (extern am Tier) bei der Bekämpfung von Milben beschrieben: http://www.animal-health-online.de/gross/2001/09/20/legehennen-knoblauch-gegen-milben/2869/
Lisa Steele von fresh eggs daily beruft sich in ihrem Blog ebenfalls auf eine Studie, zufolge derer die Verwendung von Knoblauchsaft bei der Bahndlung von Hühnern gegen Läuse und Milben helfen kann.
Knoblauchspray gegen Vogelmilben
- 300ml Wasser
- 30ml Knoblauchsaft
- 1 Teelöffel insgesamt einer Mischung ätherischer Öle wie Lorbeer, Zimt, Nelke, Koriander, Lavendel, Krauseminze und / oder Thymian
Misch alles in einer Sprühflasche und sprüh Deine Hühner vorbeugend alle zwei Wochen damit ein. Bei akutem Befall jeden zweiten Tag für zwei bis drei Wochen. Konzentriere Dich dabei besonders auf die Stellen unter den Flügeln und um die Kloake herum.
Von einer Leserin, Elke, habe ich den Tipp bekommen, Kokosöl mit ins Futter der Hühner zu mischen. Im Kindergarten schmieren wir die Kids auch als Schutz gegen Zecken ordentlich mit Kokosöl ein – ob es innerlich wirkt weiß ich nicht. Bei einem Milbenbefall könnte ich mir aber vorstellen, dass es hilft die Beine der Hühner mit Kokosöl einzureiben. Die Milben kommen meist über die Sitzstange an die Hühner. Wenn also der „Andock-Punkt“ stinkt, könnte das ja abschreckend wirken. Versuch macht kluch 🙂
Schritt 2 – die Hühner körperlich stärken
Während Deine Hühner an Milben leiden, empfehle ich Dir auf eine erhöhte Eisenaufnahme zu achten, um einer Anämie vorzubeugen.
Um mit dem Befall der Milben besser klarzukommen kannst Du Ihnen zusätzliche Eisenquellen im Futter anbieten (hier eine Liste, nicht in der Reihenfolge Ihres Eisengehalts sortiert):
- Eier (Eigelb)
- Fleisch (Schweineleber)
- Kürbiskerne
- Amaranth
- Leinsamen
- Sojamehl/Sojabohnen
- Rote Beete
- Süßkartoffeln
- Brokkoli
- Grünkohl
- Erdbeeren
- Stachelbeeren
- Rosinen
- Zuckerrübensirup
- Weizenkleie
- Spinat (ja, ganz so viel wie ursprünglich fälschlicherweise gedacht hat er nicht, aber doch so einiges!)
Eisenhaltige Kräuter sind z.b.: Anis, Bibernellwurzel, Brennessel, Eisenkraut, Fenchel, Pfefferminze & Krauseminze, Löwenzahn, Majoran, Sauerampfer, rote Schafgarbe, Spitzwegerich, Thymian, Zitronenmelisse.
Können Hühner von Milben sterben?
Leider ja.
Die Milben können Deinen Hühnern nicht nur Unbehagen wie Juckreiz und Federverlust bereiten. Diese Parasiten entziehen ihrem Wirt Blut – schwerer Milbenbefall kann zu Anämie und schliesslich zum Tod führen. Weitere Nebenwirkungen eines Milbenbefalls können neben Aggression und Federpicken sogar Kannibalismus sein. Die Ei-Produktion (und die Qualität der Eier) verringert sich und auch ein vermehrter Futterverbrauch wurde beobachtet. Dass freilaufende Hühner immer in irgendeiner Form Parasiten ausgesetzt sind ist natürlich und unbedenklich – gefährlich wird es erst wenn sich die Parasiten ungestört übermässig vermehren können, weil wir Ihnen die perfekten Rahmenbedingungen dafür bieten. Also einen Stall mit schlecht verarbeiteter Dämmung, vielen gut versteckten Ritzen und Winkeln z.B. Oder einen Stall der oft feucht und schmutzig ist.
Milben vorbeugen
Hast Du es erst einmal mit einem Befall zu tun, ist der Aufwand Milben loszuwerden enorm. Ein bisschen mehr Arbeit in vorbeugende Maßnahmen zu investieren zahlt sich aus! Hier ein paar einfache Routine-Arbeiten, die Milben das Ansiedeln erschweren:
Vogelmilben im Stall vorbeugen
- Halte Deinen Stall sauber und trocken und gut durchlüftet.
Das könnte sowas wie das Hühnerhalter-Mantra werden: Sauber, trocken, gut durchlüftet. Sauber, trocken, gut durchlüftet. So ein Stall ist für die Gesundheit Deiner Tiere das A und O. - Tägliches Entfernen von Hühnerkot vom Kotbrett oder aus der Einstreu verhindert, dass sich ein warm-feuchtes Klima bildet, dass die Milben so lieben.
- Verzichte in Deinem Stall auf Dämmung oder überlüssige Deko. Ja, ich habe auch viele Bilder von höchst entzückenden Ställen mit allerlei Krimskrams und Schildchen, Schächtelchen und bunten Kännchen gepinnt. Aber ich weiß, der Stall darf aussen so schön und verspielt sein wie er will: innen ist weniger mehr! Keep it simple – Deinen Hühnern zuliebe.
- Vermeide fest installierte Kotbretter, Sitzstangen, etc. Alles was Du aus dem Stall nehmen kannst um es gründlich zu reingien ist praktischer.
- Sammle lose Federn im Stall regelmässig auf und entsorge sie.
So wird die Vogelmilbe übertragen
- Menschen sind ebenso mögliche Überträger von Milben wie Wildvögel. Regen Durchgangsverkehr von Besuchern die sich auch auf anderen Hühnerhöfen aufhalten, und mit denselben Schuhen & Geräten durch zahllose Ställe stiefeln, sind ein Risiko.
- Milben werden am häufigsten von Wildtieren, insbesondere von Wildvögeln, eingebracht. Sichere das Hühnerfutter gegen unerwünschte Mitesser.
- Wenn Du neue Hühner in die Herde einführst, untersuche sie gründlichst oder stelle sie gleich ein paar Tage unter Quarantäne, um sicherzustellen, dass sie keine Parasiten mit in den Stall bringen
Hilf Deinen Hühnern sich gegen die Vogelmilbe zu wehren!
- Sorge für ein ausreichend großes und immer (soll heißen: zu jeder Wetterlage) trockenes Staubbad! (Mein zweites Mantra: Staubbad, Staubbad, Staubbad!)
Kräuter im Stall
Es gibt eine Reihe an Pflanzen, denen Insekten-abwehrende Eigenschaften nachgesagt werden. Walnussblätter oder Rainfarn in der Einstreu habe ich schon öfter gelesen und trockne mir im Herbst immer einen großen Vorrat von Nachbars Baum (der ist froh, weil ein Walnussbaum lässt ordentlich Laub!)
Thuja plicata/occidentalis)
Soll in der Einstreu vorbeugend gegen die rote Vogelmilbe helfen. Wer, wie ich, so eine im Garten hat, der weiß wieviel Schnittgut da jährlich zusammenkommt. Bei meiner Hecke handelt es sich vermutlich nur um die Thuja occidentalis, also die gewöhnliche Thuje, aber auch für diese wurde eine Wirkung nachgewiesen (wenn auch nicht ganz so stark). Ich habe das schon öfter beschrieben, dass ich beobachtet habe, wie die Hühner und Küken die Thuja-Schnipsel nie auch nur angepickt haben, obwohl nach dem Heckenschnitt immer viel im Auslauf liegt. Die Thuje ist für Hühner giftig, aber sie scheinen das selbst gut zu wissen und ich werde diesen Herbst mal einen Schwung mit in die Einstreu geben. Der Geruch ist jedenfalls recht intensiv.
Wachholder (Juniperus)
Wie bei der Thuje, soll das Häckselgut des Wachholderbaums in der Eisntreu vorbeugend gegen die Rote Vogelmilbe helfen.
Bauern Tabak oder Rundblatt-Tabak (Nicotiana rustica)
Hier wurden die getrockneten und zerkleinerten Pflanzenteile mit in die Einstreu gegeben um einem Befall der Roten Vogelmilbe vorzubeugen.
Saatgut habe ich z.B. hier gefunden: http://www.kraeuter-und-duftpflanzen.de/Nach-Verwendung/Magische-Kraeuter/Bauerntabak-Saatgut
Einige davon verwende ich in meinen Kräutermischungungen, die Du hier kaufen kannst.
Kräuter im Futter
Ich gebe meine Mischungen ins Futter oder ergänze sie mit getrockneten Blüten aus meinem Garten und vom Sonnenacker und fülle damit die Legenester auf. Tipp: wenn sich meine Hennen besonders hartnäckig um ein Legenest streiten (ich habe 2), kommt eine großzügige Portion Kräuter in beide Nester und plötzlich sind wieder beide Nester ganz beliebt.
Von Steffi (siehe Kommentare) habe ich diesen Tipp bekommen: Niemöl 2 x pro Jahr im Stall zerstäuben (ordentlich einnebeln). Stinkt wohl recht, ist aber wirksam und laut Studien ungefährlich für Nützlinge wie Bienen und Marienkäfern.
Anti-Milben-Futter
Es gibt bereits fertiges „Anti-Milben“ Futter zu kaufen, wie z.B. das VoMiGo von deuka oder LAM Nature-el. Die Raiffeisen Kehl schrieb dazu auf Ihrer Webseite:
„Eine weitere vorbeugende und wirksame Maßnahme zur Bekämpfung der roten Vogelmilbe ist der Zusatz einer speziellen Kräuteressenz ins Hennenfutter. Durch die Aufnahme der Kräuter mit dem Futter verändert sich der Geruch der Henne. Dieser ist für die Milbe nicht mehr attraktiv und sie beißt die Henne nicht mehr. Da die Milbe sich nur durch Aufnahme von Blut vermehren kann, wird ihre massenhafte Vermehrung gestoppt. Nachweislich nimmt die Anzahl der weißen (leeren) Milben zu und die Anzahl der roten, vollgesaugten Milben geht zurück. Der Kräuterzusatz hat keine negativen Auswirkungen auf die Produkte Ei und Fleisch, es sind keine Wartezeiten einzuhalten und die Kräutermischung ist auch für Biobetriebe zugelassen. Das RKW Kehl bietet dafür LAM Nature-el Legehennenfutter ein an. Abgesehen von der Kräutermischung ist es außerdem aus regionalen Rohstoffen hergestellt und garantiert gentechnikfrei. Um eine dauerhafte Wirkung gegen die Milben zu erzielen, sollte das LAM Natur-el fortlaufend eingesetzt werden.“
(Quelle: http://www.rkw-kehl.de/ Stand: 30.04.2018* )
*Dieser Text ist auf der Webseite aktuell nicht mehr abrufbar
Der Webshop landmarkt-pegasus.de schreibt zu seinem Produkt deuka All-Mash VoMiGo gekörnt:
„reduziert den Befall Ihrer Tiere durch die Rote Vogelmilbe. Wie funktioniert das?
Über einen Aromastoff aus verschiedenen Pflanzenextrakten wird der für die Rote Vogelmilbe anlockende Geruch des Geflügels verändert. Die Rote Vogelmilbe „erkennt“ somit ihr Wirtstier (Geflügel) nicht mehr und geht wegen fehlender Nahrungsaufnahme nach einem längeren Zeitraum** ein.
Da jeder Eiablage der Roten Vogelmilbe ein blutsaugender Akt vorangeht, wird durch die ausbleibende Blutaufnahme der Vermehrungszyklus unterbrochen. Auf diese Weise wird die Vermehrung der Roten Vogelmilbe deutlich reduziert.“
(Quelle: https://www.landmarkt-pegasus.de/ Stand: 16.08.2020 )
Um welche Kräuterzusätze es sich dabei genau handelt, habe ich für keine der angebotenen Futtermischungen finden können.
Studien wie diese hier haben aber gezeigt, dass vor allem das Verfüttern von Knoblauch, Thymian und Kamille wirksam im Kampf gegen Milben ist.
Ich verfüttere im Sommer gern meine „Sommerkäuter“ Mischung und gebe regelmässig frischen zerquetschten Knoblauch mit ins Trinkwasser. Der Stall knofelt schon manchmal ordentlich, aber die Eier schmecken in keinster Weise nach Knoblauch oder Kräutern. Garantiert!
Kräutermischungen sind im Übrigen ist auch für Biobetriebe zugelassen und haben im Gegensatz zu chemischen Bioziden keine Wartezeit auf Eier oder Fleisch.
Zu guter Letzt (aktualisiert) – das sagt die Forschung
Ein kurzer Bericht zu einer interessanten Studie, die sich mit der Wirksamkeit bestimmter ätherischer Öle gegen die Rote Vogelmilbe befasst:
https://www.ncl.ac.uk/media/wwwnclacuk/agriculturefoodandruraldevelopment/files/projects/website_pressrelease2.pdf
Am Ende ist eine Tabelle welche die Wirksamkeit von Thymianöl, Citronella-Öl, Koblauch, Pfefferminzöl, Palmarosa-Öl und Bohnenkrautöl vergleicht. Ganz vorne dran sind Thymian und Knoblauch mit einer „Sterblichkeitsrate“ der Milben von 100%.
Leider ist das oben genannte PDF online nicht mehr abrufbar…
Trotzdem:
Dass Thymol wirksam gegen Milbenarten (wie z.B. die Varroa-Milbe) ist, weiß ich als Hobbyimkerin – dass es sich nicht nur gegen die Varroa-Milbe effektiv zeigt, belegen Studien wie die folgenden:
https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/20377725/
Weitere Studien zu pflanzlichen ätherischen Ölen in der Bekämpfung der roten Vogelmilbe:
Verschiedene ätherische Öle im Vergleich:
https://www.researchgate.net/publication/228479535_Acaricidal_effect_of_eleven_essential_oils_against_the_poultry_red_mite_Dermanyssus_gallinae_Acari_Dermanyssidae
Vergleich von Eugenol, Geraniol und Citral:
https://onlinelibrary.wiley.com/doi/full/10.1111/tbed.12138
Wirksamkeit von Artemisia sieberi:
https://europepmc.org/article/med/28378196